Ein echte Schwächung der sonst blühenden Düsseldorfer Wirtschaft: nach über 30 Jahren verlässt der Stahlreise ThyssenKrupp unsere Stadt und geht zurück nach Essen/Duisburg. Warum? Keine Ahnung. Was aus dem Drei-Scheiben-Hochhaus neben dem Schauspielhaus wird? Keine Ahnung. Hier der Artikel dazu aus der RP...
Kratzer in Düsseldorfs Image
Mit dem Abzug der ThyssenKrupp-Verwaltung nach Essen und Duisburg verliert die Landeshauptstadt nicht nur ein Dax-Unternehmen, sondern auch Prestige. Das Drei-Scheiben-Haus wird aufgegeben. Essen profitiert stark. Es gibt Gebäude, die beeindrucken auch noch fast 50 Jahre nach ihrem Bau. Das Drei-Scheiben-Haus in Düsseldorf, an der Schneise zwischen Hofgarten und dem Schauspielhaus gelegen, gehört gewiss dazu. Das Verwaltungsgebäude des ThyssenKrupp-Konzerns hat es zu einem Wahrzeichen der Landeshauptstadt gebracht. Und, was viel wichtiger ist, zu einem Symbol für das, was gemeinhin der „Schreibtisch des Ruhrgebiets“ genannt wird. Doch damit ist’s jetzt vorbei.
Den ThyssenKrupp-Konzern zieht’s 30 Jahre, nachdem die Verwaltungszentrale von Duisburg in die Landeshauptstadt verlegt wurde, wieder zurück zu den Wurzeln. Die Stammsitze Duisburg (Thyssen) und Essen (Krupp) profitieren von dieser Entscheidung. Das Drei-Scheiben-Haus, bislang im Eigentum von ThyssenKrupp, wird aufgegeben, verlautete aus dem Aufsichtsrat, der gestern informiert worden war. Auch die Handels-Zentrale, das Trade Center in Flingern, werde aufgegeben, hieß es; dieses Gebäude ist allerdings geleast.
Für die Wirtschaftsmetropole Düsseldorf ist diese Entscheidung, die der Aufsichtsrat des Konzerns noch absegnen muss, ein herber Prestigeverlust. Abgesehen von den 1400 Arbeitsplätzen, die abwandern, verliert die Landeshaupstadt ein Unternehmen aus der Bundesliga der größten 30 deutschen Konzerne, die im Deutschen Aktienindex Dax versammelt sind.
Essen und Duisburg sind die Gewinner, was einige im Konzern durchaus mit Genugtuung sehen. Es war Mitte der 70er Jahre, als unter dem Chef der damaligen August-Thyssen-Hütte, Dieter Spethmann, aus der Hütte die Thyssen AG wurde und die Vorstandsetage von Duisburg nach Düsseldorf zog, wo auch ein Stahl-Standort war. Zunächst behielt Spethmann noch ein Büro in Duisburg-Hamborn, aber wohl mehr der Unternehmenshygiene wegen. Das Signal aber war deutlich: weg vom Ruß des Ruhrgebiets, hin in die klimatisierten Gebäude in Düsseldorf.
Und nun geht’s wieder zurück zu den Anfängen, nach Duisburg, wo August Thyssen begonnen hat, Stahl zu kochen. Und nach Essen, wo heute mit der Villa Hügel, die Alfried Krupp 1870 als Wohnsitz der Familie erbaute, ein Wahrzeichen steht für die gute alte Zeit der Stahlbarone.
Vor allem Essen, heißt es im Aufsichtsrat, dürfte durch Neubauten und Investitionen profitieren. So ist die Rede von der Führungsakademie des Konzerns, die dort entstehen soll. Auch Duisburg, wo zwei alte Verwaltungszentralen stehen, werde mit Arbeitsplätzen bedacht. Es profitieren also zwei gebeutelte Revierstädte. Deshalb dürfte es wegen etwaiger Belastungen für die Mitarbeiter in Düsseldorf von seiten der Betriebsratsmitglieder im Aufsichstart keine Einwände geben. Die Umzugspläne hat die Konzernleitung als geheime Kommandoaktion geplant. Lediglich die Landesregierung ist informiert worden, der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin erst auf Nachfrage.
Quelle: rp-online.de