Gewalt in der Altstadt

  • Die Sicherheitslage in der Altstadt spitzt sich seit Monaten immer weiter zu. Zuletzt gab es zwei blutige Auseinandersetzungen an zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden - eine davon endete tödlich, bei der anderen konnte das Leben eines 17-jährigen nur gerettet werden, weil zwei Kinderärztinnen, die zufällig vor Ort waren, erste Hilfe leisteten.

    Altstadtwirte fordern hartes Durchgreifen

    Die Vorfälle haben die Debatte über die Sicherheit in der Altstadt neu entfacht. Die Altstadtwirte klagen über das steigende Gewaltpotential in der Altstadt und wünschen sich stärkeres Durchgreifen von Polizei und Ordnungsamt. Es müsse "Randale-Touristen der Aufenthalt so unangenehm wie möglich" gemacht werden, sagte Gastronom Walid El Sheikh in der RP. Diese Gruppen hätten in der Zeit der Lockdowns das Gefühl bekommen, die Straßen erobert zu haben. Es handele sich nach seiner Einschätzung um einige hundert Jugendliche, die in Gruppen durch die Straßen ziehen und den Konflikt suchen.

    Waffenverbotszone für die Altstadt?

    Durch das gestiegene Gewaltpotential und die negative Berichterstattung würden inzwischen Gäste wegblieben. Viele Gastronomen sorgen sich um die Sicherheit ihrer Angestellten. Nun wird unter anderem ein Waffenverbot für die Altstadt diskutiert. In jedem Fall soll das geltende Recht ausgeschöpft und beim Gesetzgeber gegebenenfalls Verschärfungen eingefordert werden, heißt es.

    Eine dramatische Entwicklung. Wie nehmt ihr die Sicherheitslage in der Altstadt wahr?

  • Ich halte mich schon lange zu später Stunde nur noch sehr ungern in der Altstadt auf. Zu oft sind Situationen aus dem Nichts extrem brenzlich geworden, und die aktuellen Fälle bestätigen, wie es hätte ausgehen können. Auch, wenn es genug andere schöne Orte zum Verweilen in Düsseldorf gibt, ist es schade, dass man sich von so einem zentralen Anlaufpunkt eher fernhalten will.

  • Ich nehme die Stimmung auch als zunehmend aggressiv wahr, vor allem am Rheinufer. Ich hab letztens noch mit Freunden gesprochen, die seit Jahrzehnten in der Altstadt leben. Die leiden da wirklich drunter und haben mir teilweise gruselige Geschichten erzählt. Ich will hoffen, dass da jetzt konsequent durchgegriffen wird. Bislang gibt es viele Ansätze, aber keine klare Lösung von Seiten der Politik.

  • In der RP ist heute ein echt gutes Interview mit Daniel Vollmer, aka @RemiDany, (Schickimicki, Retematäng, Ratinger Hof) und Karl-Heinz Gatzweiler (Brauerei Schlüssel) zum Thema Gewalt in der Altstadt. Daraus mal zwei aus meiner Sicht sehr passende Zitate von Daniel:

    RemiDany schrieb:

    Ich würde mir in der Altstadt szenekundige Beamte wie im Fußball wünschen. Also Experten, die sich mit der Lage vor Ort auskennen, und in Zivil gezielt auf die Personen zu gehen, die Ärger machen. Im Fußball hat das ja sehr gut funktioniert. Am wichtigsten ist Prävention. Diese Menschen aus wohl nicht selten bildungsfernen Schichten müssen viel früher erreicht werden. In der Corona-Zeit war es für sie zudem besonders schwer, selbst im Sportverein ging ja nichts mehr.

    RemiDany schrieb:

    Ich verstehe nicht, warum wir auf der Terrasse ab Mitternacht keinen Alkohol mehr verkaufen dürfen und wir sogar hinter unseren Gästen herlaufen müssen, wenn sie mal mit einem Bier nach draußen gehen, während gleichzeitig in den Büdchen die ganze Nacht durch harter Stoff verfügbar ist. Dieser Alkohol spielt nachts bei der Gewalt auf den Straßen in der Altstadt sicher eine große Rolle. Die Leute sollen wegen der längsten Theke der Welt kommen und nicht wegen des längsten Büdchens.

  • Ich teile seine Aussage insofern nicht, als dass ich es durchaus sehr genieße, mich von Büdchen zu Büdchen zu hangeln und mein Getränk im Gehen und unter freiem Himmel zu schlürfen. Den immer wieder aufflammenden Kampf gegen die Büdchen-Kultur, die hier ja wirklich einfach Teil der lokalen Kultur ist, finde ich zum Teil sehr schade.

    Davon abgesehen verstehe ich natürlich, dass Kneipen und Lokale finanziell durch Büdchen bedroht werden. Eine Benachteiligung von Lokalen gegenüber Büdchen in Form der genannten Beschränkungen ist natürlich absoluter Käse - nett ausgedrückt. Schöner wäre es, wenn beides frei nebeneinander existieren könnte, aber an die Vernunft kann man ganz offensichtlich bei einigen Besuchern der Altstadt leider nicht appellieren...