Düsseldorf / Weltstadt ohne Handballherz ???

  • Düsseldorf, immerhin Landeshauptstadt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes, will immer gerne als die Stadt der Schönen und Reichen gelten, was dem rheinischen Rivalen aus Köln oft nur ein müdes Lächeln abringt. Weiß man doch in der größten NRW-Stadt, dass in Düsseldorf nicht nur das falsche Bier getrunken wird, sondern die Uhren sowieso ganz anders ticken. Provinzieller eben. Dass man als Düsseldorfer im jecken Köln nicht ernst genommen wird, ärgert die Landeshauptstädter zutiefst. Nun kommt aus handballerischer Sicht ein weiterer Tiefpunkt hinzu.
     
    Während in Köln der noch nicht einmal heimische VfL Gummersbach ein zweites Standbein errichten und mit der Kölner Kreissparkasse sogar einen lokalen Großsponsor aquirieren konnte, wirft sich die HSG Düsseldorf - Zweitligist mit Aufstiegsambitionen - in die blanke Brust: Es fehlt ein Trikotsponsor, der bereit ist, eine für Düsseldorfer Verhältnisse eher geringe Summe zu investieren. Beim Topspiel der Zweiten Liga Süd gegen die HSG Gensungen/Felsberg liefen die Düsseldorfer Spieler unter dem Motto "Uns kann man kaufen" mit einem selbstgemalten Fragezeichen auf der Trikotbrust auf. Eine letzte Verzweiflungstat, um die heimische Wirtschaft auf den Zweitligisten aufmerksam zu machen.
     
    Neben dem Eishockeyklub "Metro Stars", besser bekannt als die gute alte DEG, wenden sich die Werbeabteilungen der örtlichen Firmen hauptsächlich dem Fußball-Regionalligisten Fortuna Düsseldorf zu. Handball spielt in der Großstadt nur eine untergeordnete Rolle, trotz großer Erfolge der früher unter dem Namen TuRu Düsseldorf spielenden Mannschaft. In Köln ringen die Basketballer von RheinEnergie Cologne und die Handballer vom VfL Gummerbach zusammen mit den Eishockeycracks der Kölner Haie um die Gunst der Zuschauer in der Kölnarena. Vom Liebling der Kölner, dem FC, einmal ganz abgesehen. Während der VfL nach mehr als 10 Jahren des Niedergangs dank Kölns wieder zu neuen Ufern aufbrechen kann, ist die HSG Düsseldorf ohne Hauptsponsor trotz guter Perspektiven zum Verbleib in Liga 2 verdammt. Für eine selbsternannte Sportstadt, die sich für die Austragung von Olympia 2012 beworben hat, ein eher schlechtes Bild.
     
    Es ist schon paradox: während allerorten die Handballklubs in die Großstadt drängen, Hannover sogar händeringend einen Handballklub sucht, muss die HSG Düsseldorf für die Heimspiele ins nahe Ratingen ausweichen, da die Düsseldorfer Philipshalle als Spielort mehr als ungeeignet ist und eine für Düsseldorf angemessene Halle erst im nächsten Jahr fertiggestellt sein wird. Die Uhren in Düsseldorf ticken so, wie die Kölner es schon immer gesagt haben: schlicht falsch.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner