Wir sind Konkurrenzfähig

  • Das nächste Etappenziel der HSG ist klar: Weihnachten auf Platz eins. Erforderlich dafür ist ein Sieg morgen in Friesenheim (18 Uhr). Michael Hegemann ist zuversichtlich: „Wir werden das schon schaffen." Der Handballer bemüht bei seiner Prognose den Blick in die vergangene Saison. „Wir haben da auch beide Partien gewonnen." Das Selbstbewusstsein des Tabellenführers ist enorm. Die Niederlage in Aue vor zwei Wochen hat das Team eher noch beflügelt. „Danach ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen", meint Manager Frank Flatten. Und der hat auch die Zuschauer ergriffen. „Ich war hellauf begeistert, wozu die Fans in der Lage waren, welche Stimmung gegen Melsungen in der Halle war", führt Hegemann aus.
    Melsungen scheint keine Eintags-fliege zu bleiben. 48 Fans begleiten die HSG morgen nach Friesenheim -Rekord. Darunter auch erneut eine Abordnung der Fortuna. „Wir werden dieses Pflänzchen pflegen. Da könnte etwas entstehen", hofft Flatten. Die Spiele muss die Mannschaft aber auf dem Platz entscheiden. In Friesen-heim schwer genug, obwohl die Pfäl-zer zu den großen Enttäuschungen der Hinserie zählen und ihre Aufstiegsambitionen längst ad acta gelegt haben.
    Der Düsseldorfer Manager zieht nicht nur' den sportlichen Vergleich und räumt auf mit einem alten Vorurteil. „Die Etats von Friesenheim, Willstätt oder Melsungen sind höher als unserer. Selbst Solingen hat einen höheren Etatansatz als wir." Oder anders ausgedrückt: Die HSG macht aus weniger mehr. Der Kapitän geht sogar so weit, dem Kader Erstligatauglichkeit zuzugestehen. „Wir sind konkurrenzfähig. Es zahlt sich aus, dass wir in annähernd gleicher Besetzung seit Jahren zusammenspielen", erklärt Nils Lehmann. Und nur allzu gern würde er die Weichen gestellt wissen für die kommende Spielzeit. „Andere Vereine verlängern jetzt die Verträge, das ist bei uns wegen der bekannten finanziellen Probleme nicht möglich", sagt der Abwehrchef.
    Für ihn steht fest: Einem anderen Klub wird er sich als Profi nicht mehr anschließen. Der Gedanke an ein letztes Jahr in der Bundesliga reizt ihn, der Körper hat sich noch nicht entschieden. Dafür aber das Team. „Für Nils gibt es nichts zu entscheiden. Wenn wir beschließen, dass er noch ein Jahr dranhängt, dann ist das so", flachst Hegemann. Zumal Lehmann aus der Mannschaft nicht wegzudenken ist. „Unser Trainer hat gesagt: Aus Nils mach' ich einen echten Angreifer", berichtet Hegemann. Die Spieler haben's nicht glauben wollen, nun scheint Richard Ratka Recht zu behalten, wie so oft.



    Ratka zieht sein Ding durch


    „Er zieht sein Ding durch, sagt unverblümt, was er denkt und vertraut uns unbedingt", erklärt Hegemann.
    Nach Friesenheim ist erst einmal Urlaub, zumindest bis zum 28. Dezember. Die restlichen 18 Spiele werden schwer genug.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner