Reformen über Reformen!

  • Dieses Jahr wimmelt es ja nur so von Reformen, aber was bringen sie wirklich?


    Die Gesundheitsreform:
    Zugunsten sinkender Beiträge sollte die Gesundheitsreform einige Belastungen neu verteilen und Leistungen aus dem bisherigen System ausgliedern. Das Resultat ist aber vorerst ein deutlicher Anstieg der privaten Kosten für den versicherten und nur geringfügige oder gar keine Beitragssenkungen bei den Krankenkassen. Bei jedem ersten Arztbesuch im Quartal ist nun eine Praxisgebühr von € 10,00 fällig, dies gilt allerdings nicht für reine Vorsorgeuntersuchungen, also wer beim Zahnarzt den Vorsorgecheck macht braucht nicht zu bezahlen, wohl aber dafür, wenn dann etwas gefunden wird und der zahnarzt anderweitig aktiv wird. Hierfür aknn man auch keine Überweisung von seinem Hausarzt benutzen, also müssen die € 10,00 sowohl beim hausarzt wie auch beim Zahnarzt bezahlt werden, was denn schon zwanzig wären. Zusätzlich gibt es jetzt Rezeptgebühren, die deutlich erhöht wurden (bis zu € 10,00), dafür wurde die private Zuzahlung auf 10 % statt vorher 15 % reduziert. Das bedeutet bei viele Medikamente müssen nun vollständig vom Versicherten bezahlt werden, bis zu einem gewissen Punkt muss mehr gezahlt werden und danach rechnet sich dann der niedrigere Eigenanteil von 10 %. Für meine Krankengymnastik muss ich dieses Jahr jetzt € 10,00 an Rezeptgebühr zahlen udn noch € 14,30 an Eigenanteil, vor zwei Jahren mußte ich nur einen Eigenanteil von €18,60 zahlen, was einer Mehrbelastung von € 5,70 oder 30,6 % entspricht, dazu noch die Praxisgebühr damit ich das Rezept ausgestellt bekomme mit nochmal € 10,00. Und bisher hat meine Kasse noch keine Anstalten gemacht die Beiträge zu senken, danke Frau Schmidt :-(.
    Noch schlimmer wird es aber ab dem nächsten Jahr, dann wird der zahnersatz ersatzlos aus den sozialen Leistungen gestrichen, dafür darf man sich dann privat zusatzversichern, wobei die Kosten dafür noch gänzlich unbekannt sind. Außerdem wird das Krankengeld aus der hälftigen Arbeitgeberförderung rausgenommen, das bedeutet: bisher 14 % Beitragssatz 7 % Arbeitgeber 7 % Arbeitnehmer, demnächst 6 % Arbeitgeber und 8 % Arbeitnehmer, was ein sattes Prozent weniger vom Brutto macht, danke Frau Schmidt :-(. Ich sehe ja ein das die lohnnebenkosten in Deutschland gesenkt werden sollten, aber erstaunlich das eine SPD-Regierung dies ausschliesslich auf kosten der Arbeitnehmer macht und die Unternehmer und Kapitalgesellschaften damit entlastet, hatte die SPD nicht irgendwann mal den Vorsatz der Verteilungsgerechtigkeit?


    Steuerreform:
    Ja eindeutg die Steuersätze werden gesenkt und das auch deutlich, aber gleichzeitig werden viele Steuersubventionen gestrichen, die gerade kleinere und mittlere Einkommensschichten treffen, während gleichzeitig die höheren Einkommen deutlich stärker entlastet werden, prozentual wie auch quantitativ.
    Besonders schmerzlich dürfte für viele Haushalte die Kürzung der Pendlerpauschale sein, zwar erfolgte nicht der befürchtete Kahlschlag auf zuerst angedachte 15 ct/KM, aber im Zusammenhang mit der Kürzung des Arbeitnehmerpauschbetrag fällt für viele kleine Einkommen die Entlastung gleich Null aus, oder kann im schlimmsten fall sogar negativ sein. Während die hohen Einkommen von der Reduzierung der Spitzensteuersätze voll profitieren.


    Leider muss ich mich hier wiederholen:
    Erstaunlich das eine SPD-Regierung dies ausschliesslich auf kosten der Arbeitnehmer macht und die Unternehmer und Kapitalgesellschaften damit entlastet, hatte die SPD nicht irgendwann mal den Vorsatz der Verteilungsgerechtigkeit?

    Beschwer dich nicht über die Ungerechtigkeit des Lebens, sondern über deine UnzuläNglichkeit, sie zu beheben :D
    Ich sah eine Sternschnuppe und wünschte mir was, aber erfüllen tat es sich nicht oder noch nicht?

  • statt grundlegender reformen wird immer nur notdürftig "geflickt", was kurz vorm zusammenbruch steht.



    allerdings sehe ich hierfür die verantwortung bei ALLEN parteien, die ausser parteitaktik kein interesse an wirklichen verbesserungen haben.
    durch das system der zustimmungspflichtigen gesetze durch den bundesrat, werden reformen von JEDER opposition torpediert ! das war zu Kohl´s zeiten so und das ist jetzt auch wieder so...


    die opposition betreibt augenwischerei und versucht ihre vorderungen durchzusetzen, die aber meist nicht darauf ausgelegt sind, den "karren" wieder ans laufen zu bringen, sondern nur um zu bremsen und zu taktieren, um bei der nächsten bundestagswahl der regierung versagen vorwerfen zu können.


    innerhalb einer legislaturperiode MUSS eine regierung immer unpopuläre maßnahmen treffen und die opposition kann sich dagegen auflehnen um den bürger etwas vorzugaukeln.
    dadurch werden dann die mitten in der legislaturperiode einer regierung stattfinden landtagswahlen meist von der opposition gewonnen, wodurch die "blockade" im bundesrat wiederum stattfinden kann. wie erwähnt aus rein taktischen gründen...
     
    reformen werden so regelmäßig zu "reförmchen" und bewirken am ende nichts mehr ... ein teufelskreis der unser land lähmt und immer weiter zurückwerfen wird, wenn es nicht bald mal geändert wird, aber da man hierfür (ich glaube) eine dreiviertel mehrheit im Bundestag benötigt, wird sich wohl nie etwas ändern, da es ja immer eine opposition gibt, die diesen vorteil für sich ausnutzen will X(

  • Zitat

    Leider muss ich mich hier wiederholen:
    Erstaunlich das eine SPD-Regierung dies ausschliesslich auf kosten der Arbeitnehmer macht und die Unternehmer und Kapitalgesellschaften damit entlastet, hatte die SPD nicht irgendwann mal den Vorsatz der Verteilungsgerechtigkeit?



    damit hast du völlig recht, aber gerade du wirst auch wissen, dass uns im globalen kapitalismus keine andere wahl bleibt und die CDU diese ungerechte verteilung noch viel weiter vorantreiben will und dies noch nicht einmal zu verschleiern versucht, wie es zum beispiel die CSU tut und damit regelmäßig der schwesterpartei in den rücken fällt.

  • Sicherlich ist das richtig, auch eine CDU-Reform hätte einer gerechteren Belastung nicht bewerkstelligt. Nur empfinde ich es doch als recht heuchlerisch, wenn dies gerade von der SPD geshieht und dann auch noch vom Kanzler so getan wird als würde es mehr soziale Gerechtigkeit geben. Ich denke und bin der festen Überzeugung es hätte andere Wege gegeben, aber die sind nicht gewählt worden, weil man sich eben gerade selber auch damit getroffen hätte oder zumindest die großen Gönner und Geldgeber der SPD, diejenigen von denen man die schönen Aufsichtsratspöstchen bekommt, bei denen man nichts tut aber gut abkassiert ;)

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  • ..es sind Reförmchen, nicht mehr nicht weniger. Die Rente wurde hier noch vergessen. Ebenfalls ein "Stückwerk". Ohne vollständige Einbeziehung des demographischen Faktors zum Scheitern verurteilt.


    Auf der anderen Seite ist es zumindest schon mal ein Anfang, wenn auch nicht ausreichend. Und hier muß ich BIG mal recht geben. Wenn nicht überparteilich an einem Strang gezogen wird, gibt das nix. Hier muss jetzt wirklich einmal parteipolitisches Taktieren aussen vor gelassen werden. Aber ich befürchte, dies war ein sehr unrealistischer Satz von mir...


    Kommentare über die diversen Salti rückwärts von Herrn G.S. aus H. verkneife ich mir jetzt. Bringen uns ja auch nicht weiter..

    [CENTER]Fortuna Düsseldorf 2004/2005[/CENTER]
    [center]Beten für den Klassenerhalt[/center]

  • Ach ja, einschönes Thema über das ihr euch da hermacht.


    Kennt eigentlich jemand den Reiseführer "Per Anhalter durch die Galaxis" von Douglas Adams?


    Ein unglaubliches Buch in dem Raumschiffe mit schlechten Nachrichten angetrieben werden (weil sich nichts schneller verbreitet), elektrische Mönche den Menschen das glauben abnehmen, sich Schiebetüren nach dem öffnen bedanken ("Sie haben eine einfache Tür sehr glücklich gemacht") und Roboter mit einem EMP (Echt menschlichen Persönlichkeitsbild) ausgestattet werden - völlig irrer Schwachsinn also (aber superlustig)
    Als man Douglas Adams gefragt hat wie er auf den ganzem Unsinn gekommen ist hat er gesagt, dass er an einem Handlungspunkt über das naheliegende und über das absolut irrationalste und schwachsinnigste nachdenkt und zweiteres dann niederschreibt.


    Wäre Douglas Adams nicht Schriftsteller geworden sondern Politiker würde er wahrscheinlich heute in der Regierung sitzen und seine Werke würden nicht als Science Fiction tituliert sondern als Reformen, denn die Regierung scheint nicht anders vorzugehen.


    Erst das geniale Dosenpfand, die Arbeitsmurksreform, dann das tollcollect Desaster, jetzt die 10 Euro Regelung. Ist euch klar das ihr vor jedem Artztbesuch erst zu eurem Hausarzt rennen müsst (bei dem ihr im 1. Quartal die 10 Euro gelöhnt habt) und euch eine Überweisung zu einem Arzt zu holen um da dann nicht mehr bezahlen zu müssen. Was ist den das für ein Aufwand? Was entstehen denn da für Kosten bei allen beteiligten? Ach ja, aber die tragen ja nicht die Kassen.


    Heute war ich mal auf den neuen Seiten unserer neuen Arbeitsagentur. Wer mal sehen will wie man es nicht machen sollte sich hier mal umschauen. Als Arbeitgeber kann ich mir da Bewerber anschauen aber keinen Kontakt aufnehmen. Dazu muss ich mich registrieren, was nach Auskunft der Sachbearbeiterin ein paar Tage dauert.
    Da kann ich dann auch eine Annonce in die Zeitung setzen. Service über alles!


    Bin ja mal auf die Steuerreform gespannt....

  • ..jetzt die 10 Euro Regelung. Ist euch klar das ihr vor jedem Artztbesuch erst zu eurem Hausarzt rennen müsst (bei dem ihr im 1. Quartal die 10 Euro gelöhnt habt) und euch eine Überweisung zu einem Arzt zu holen um da dann nicht mehr bezahlen zu müssen. Was ist den das für ein Aufwand? Was entstehen denn da für Kosten bei allen beteiligten? Ach ja, aber die tragen ja nicht die Kassen.


    Im Grunde richtig. Aber, es gibt private Krankenversicherer, die sogenannte "Kompakt-Tarife" auf den Markt gebracht haben. Entgegen der gängigen Regelung der freien Arztwahl, bedingen diese Tarife den Erstbesuch beim Hausarzt. Der, so er nicht zurecht kommt und es notwendig ist, an einen Facharzt überweist.


    Lt. Auskunft dieser Versicherer bringt dies eine nicht unerhebliche Kostensenkung, da viele "Kleinigkeiten" auch vom Hausarzt behoben werden können und man nicht immer direkt den teureren Facharzt aufsucht.


    Okay, da in der privaten Krankenversicherung andere Sätze abgerechnet werden bin ich mir nicht sicher, ob dieses Modell auch in der gesetzlichen Krankenversicherung erfolgreich sein wird. Aber, wenn Gerdie das so sagt...!? ;)

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  • Mein vater ist ja nun selber Arzt und alles andere als glücklich mit der neuen Regelung, denn dies bedeutet für die Praxen einen großen Mehraufwand im Verwaltungsbereich. Zum einen wurde ja durch den Gesetzgeber, die Einziehung der € 10,00 vollständig auf die Ärzte abgewälzt, was auch noch bedeutet, das man diese aus eigener Tasche zahlen kann, wenn sie einem durch die Lappen gehen. Zum anderen muss man sich mit den ganzen mies gelaunten Patienten rumschlagen, die ihre Luft natürlich bei dem ablassen, wo sie ihr Geld lassen und nicht bei Kassen oder Regierung.
    Es stimmt zwar das der Besuch beim Hausarzt durchaus Kosten sparen kann, aber jetzt muss ich dann mit einem gebrochenen Bein erst zum Hausarzt rennen, damit ich die Überweisung für den Orthopäden bekommen, na prima ich habe ja auch gar keine Schmerzen damit. Also für alle die so etwas vermeiden wollen, laßt euch lieber direkt eine Quittung ausstellen, das ihr in dem Quartal schon die € 10,00 bezahlt habt und reicht die Überweisung nach der Behandlung nach, in den meisten Fällen sollte dies funktionieren.
    Nichts desto trotz wird diese Regelung die Ärzte durch Mehrkosten und mehr Zeitaufwand belasten, was bedeutet irgendwo werden sie dann Kosten einsparen und das wird zwangsläufig irgendwo den Standard der medizinischen Versorgung schwächen.

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    Ich sah eine Sternschnuppe und wünschte mir was, aber erfüllen tat es sich nicht oder noch nicht?