Biber vor Augen, Zebras im Nacken

  • HSG muss vor Pokal-Hit gegen Kiel erst gegen den Tabellenvierzehnten ran. Petersson verletzt.
    Groß-Bieberau vor der Brust, Kiel im Hinterkopf und "Liebesgrüße" aus Hamburg: Handball-Zweitligist HSG lädt zur "geographischen Orientierungswoche". Angesichts der Viertelfinal-Partie des DHB-Pokals gegen Rekordmeister THW ("Die Zebras") Kiel am nächsten Mittwoch (20 Uhr, Gothaer Straße, Ratingen-West) gerät das Meisterschafts-Heimspiel am kommenden Samstag (18 Uhr) gegen die Rand-Darmstädter aus der 5000-Seelen-Gemeinde Groß-Bieberau schon fast zur Nebensache.
    HSG-Trainer Richard Ratka verzichtet darauf, den Gegner stark zu reden. Verständlich, denn die "Biber" aus Bieberau knabbern um den Klassenerhalt und konnten dem Liga-Primus bereits bei dessen 33:22-Hinspielerfolg nicht stoppen. "Wir werden das Spiel gewinnen, doch vorsichtig sollten wir trotzdem sein", ließ sich der 40-Jährige ungewohnt optimistische Töne entlocken.
    Der Sieg im rheinischen Derby am vergangenen Spieltag beim TSV Bayer Dormagen ließ auch den Trainer nochmals Selbstvertrauen tanken, doch zahlte Ratka für das 25:23 seiner Schützlinge einen teuren Preis: Rückraum-Ass Alexander Petersson, der in der 51. Spielminute mit dem rechten Fuß umknickte und trotz Schmerzen bis zum Schlusspfiff weiterkämpfte, ist außer Gefecht gesetzt. "Alex konnte nach Spielende vor Schmerzen kaum noch sprechen", erinnerte sich Ratka.
    Erneut hat es den rechten Fuß des 23-Jährigen erwischt. Am 16. Oktober 2003 war Petersson beim Training unglücklich auf dem Fuß von Teamkollege Jörg Schürmann gelandet und hatte sich einen Bänderriss zugezogen. Gehandicapt und unter Schmerzen kämpfte der Rückraumschütze aus Island zwei Wochen später schon wieder im Spiel gegen die TSG-Oßweil, was ihn im Heilungsprozess weit zurückwerfen sollte.
    "Der Fuß ist angeschwollen, alles deutet auf eine Bänderdehnung hin", lautet Ratkas erste Diagnose, der den Papa in spe´ vorerst vom Mannschaftstraining befreite. Petersson´s Freundin Eivor Pala Blöndal erwartet täglich die Geburt eines Sohnes, der bereits seit fünf Tagen "überfällig" ist.
    Teamkollege Michael Hegemann wünscht sich derzeit nur eines: "In Ruhe Handball spielen!" Erneut buhlt HSV-Trainer Bob Hanning vom Hamburger Erstligisten um die Gunst des Torjägers und erklärte gegenüber der NRZ: "Ich werde mich noch in diesem Monat mit Michael zu einem Vier-Augen-Gespräch treffen!" Hegemann gibt Entwarnung: "Die HSG ist und bleibt für mich weiterhin der erste Ansprechpartner, wenn es um Vertragsgespräche geht!"

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner