Wahlen in den USA

  • Eine Analyse von CLAUS KLEBER*


    Am Dienstag können 150 Millionen Amerikaner einen neuen Präsidenten wählen. Amtsinhaber George W. Bush verspricht den gnadenlosen Krieg gegen den Terror, Herausforderer John Kerry einen „frischen Start“ für Amerika. Aber welcher Präsident wäre besser für Deutschland?


    1. Für unsere Wirtschaft


    Bush wäre der Bessere – dem ersten Anschein nach. Er tritt für den Abbau von Handelsschranken ein. Davon profitiert Deutschland als starke Exportnation. Allerdings hat Bush schon gegen die eigenen Freihandelsgrundsätze verstoßen.


    In der Stahlindustrie baute er neue Handelshemmnisse auf –und kriegte erst die Kurve, als ihm die Welthandelsorganisation auf die Finger klopfte.


    Kerry dagegen gebärdet sich als großer Gewerkschaftsfreund und Schützer von Arbeitsplätzen. Aber auch er wird die Vereinbarungen der Welthandelsorganisation einhalten müssen, die Amerika unterschrieben hat. Der nächste amerikanische Präsident – ob er nun Bush heißt oder Kerry – wird sich um den Abbau des enormen amerikanischen Haushaltsdefizits kümmern müssen. Daher würde sich ihre Wirtschaftspolitik nicht allzu deutlich voneinander unterscheiden.


    2. Für die deutsch-amerikanischen Beziehungen


    Für die Freundschaft zwischen beiden Völkern wäre eindeutig Kerry der Bessere. Die Deutschen wollen Kerry. Sie sehnen sich nach dem alten Amerika-Bild und wollen aufschauen zu dem großen Freund auf der anderen Seite des Atlantiks. Das hat Bush weitgehend unmöglich gemacht. Sein aggressives Auftreten ist praktisch allen Europäern aufgestoßen – nicht nur in der Irak-Krise, sondern auch beim Umweltschutz oder in Handelsfragen. Regierungen, die zu Bush standen, haben sich vom eigenen Volk entfremdet. Kerry würde als Lichtgestalt wahrgenommen, zumindest am Anfang. Ein Neubeginn wäre möglich.


    3. Für die Bundesregierung


    Bush wäre ein wesentlich einfacherer, weil berechenbarerer Partner. Die Regierung von Bundeskanzler Schröder könnte ihre bisherige Politik fortsetzen.


    Kerry würde Europa einen „New Deal“ anbieten. Er lautet: Wir nehmen auf eure Belange und Sorgen mehr Rücksicht. Wir suchen nicht nach Gefolgsleuten, sondern nach Verbündeten, die den Kurs mitbestimmen dürfen. Auf der anderen Seite erwarten wir von euch wesentlich mehr, als ihr bisher geleistet habt. Kerry würde von Deutschland und anderen großen europäischen Staaten erwarten, daß sie sich substantiell an der Stabilisierung des Irak beteiligen – mit Soldaten oder zumindest mit Geld. Wird Kerry Präsident, muß die Bundesregierung eine völlig neue Außenpolitik formulieren.


    4. Im Kampf gegen den Terror


    In der Kerry-Mannschaft würde die Bundesregierung mehr Verständnis für ihre Haltung finden. Die lautet: Es ist erforderlich, sich stärker um die Ursachen des Terrors zu kümmern. Dazu gehören die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen im Nahen Osten.


    Auf die Beseitigung solcher Ungleichheiten verwendet die Bush-Regierung wenig Energie. Sie setzt viel eher auf militärische Lösungen. Mit Kerry und seinem Team könnten wir über Terror-Ursachen als echter Partner im grundsätzlichen Einvernehmen diskutieren. Welche Strategie gegen den Terror letztlich die bessere ist – darüber wird die Geschichte entscheiden.


    5. Fazit


    Auf den ersten Blick ist Kerry für Deutschland der Bessere. Aber so einfach ist es nicht. Denn selten entwickeln sich die Dinge wie erwartet. Vor der letzten Wahl hatte Bush in all seinen Reden erklärt, er wolle eine bescheidene, zurückhaltende Außenpolitik pflegen. Dann kam der 11. Sepember 2001 – und alles war anders.


    Grundsätzlich zeigt die Erfahrung: Neue Präsidenten enttäuschen ihre Anhänger, die erwarten, daß alles anders wird. Meistens sind sie aber nicht so schlimm, wie ihre Gegner befürchten. Es gab eine Ausnahme – George W. Bush.



    *Claus Kleber moderiert das ZDF-„heute-journal“ und arbeitete viele Jahre als ARD-Korrespondent in Washington. Über die US-Wahlen berichtet er live aus der US-Hauptstadt.


    Quelle: http://www.bild.t-online.de/BT…31/us__wahl/us__wahl.html

  • Und als TV-Tip zu diesem Thema:


    Montag, 01.11.2004 20:15 Uhr / Pro7


    Fahrenheit 9/11, Film, USA 2004


    Michael Moores "Fahrenheit 9/11" beschäftigt sich u. a. mit der verhängnisvollen Verbindung der Familie Bush mit Top-Terrorist Osama Bin Laden und überzeugt durch die Brisanz der Fakten ebenso wie durch die große Emotionalität und ehrliche Empörung seines Machers. Der Oscar-Gewinner gibt nie vor, ein unbeteiligter Beobachter der Anschläge vom 11. September 2001 zu sein - er bezieht klar Stellung gegen die Politik der gegenwärtigen US-Regierung ...


    "Bowling for Columbine", die Oscar-prämierte Abrechnung des streitbaren Doku-Filmers Michael Moore über den Waffen-Kult in Amerika, wurde zum kulturellen Phänomen. Im Juli 2004 kam Moores neuestes Werk in die deutschen Kinos: "Fahrenheit 9/11". Die Erfolgsdokumentation über Präsident Bushs Verbindung zu Osama Bin Laden feierte ihre Premiere auf dem Filmfestival von Cannes und wurde von der Jury mit der "Goldenen Palme" ausgezeichnet.


    ( http://www.tvtv.de )

  • Bin Laden als Wahlhelfer? Bush und Kerry demonstrieren Siegeszuversicht


    Washington – Die jüngste Botschaft von Terrorscheich Osama bin Laden – sie sorgt nur drei Tage vor der US-Präsidentenwahl für Furore.


    Die große Frage ist: Beeinflusst der überraschende Videoauftritt des Top-Terroristen den Ausgang des Duells um die Macht im Weißen Haus zwischen George W. Bush und John Kerry? Beide liegen gleichauf.


    An einen Zufall beim Zeitpunkt der Botschaft glaubt keiner. Mit einem Schlag rückte der bärtige Saudi mit dem goldfarbenen Umhang Bushs Lieblingsthema, den Feldzug gegen Terror, wieder in den Mittelpunkt.


    Das einzige Thema, bei dem die Amerikaner George Bush mehr Kompetenz zutrauen als John Kerry.


    So löste der Auftritt prompt in Bushs Lager klammheimliche Freude aus: Das Video unterstreiche die Bedeutung „eines starken Mannes im Weißen Haus“.


    Experten werteten das Video als Einflußnahme auf den Wahlkampf – mit unterschiedlicher Tendenz.


    In dem vom Geheimdienst als echt eingestuften Film wandte sich Bin Laden direkt an das US-Volk, bekannte sich zu den Anschlägen vom 11. September und machte sich mit höhnischen Worten über das Krisenmanagement Bushs lustig.


    Indirekt deutete er neue Anschläge an: „Eure Sicherheit liegt nicht in den Händen von Kerry oder Bush oder El Kaida. Eure Sicherheit liegt in Euren Händen.“ Katastrophen könnten die USA nur vermeiden, wenn sie die Araber nicht weiter provozieren.


    Von einem plumpen, aber unheimlichen Versuch der Einflußnahme sprach Paul Wilkinson vom Zentrum für Terrorismus-Studien an der schottischen St. Andrews University. Wem der Coup nützen werde, sei aber noch unklar.


    Meinungsforscher Madonna aus Pennsylvania: Sollte die Botschaft bin Ladens als neue Bedrohung gewertet werden, würde das Bush helfen, aber nur geringfügig. Kerry dagegen könnte helfen, dass Bush Bin Laden immer noch nicht gefangen habe.


    Kerry wie Bush erklärten, dass sie sich nicht einschüchtern lassen und Bin Laden zur Strecke bringen würden. Für andere Experten verfolgte Bin Laden vor allem ein Ziel: Er wolle allen zeigen: Ich lebe noch!


    Der Mann, auf den ein Kopfgeld von 25 Mio Dollar ausgesetzt ist, wirkte, als sei er in einer guten Verfassung, nur ein bisschen dünner als früher.


    Es waren die ersten Aufnahmen seit mehr als einem Jahr. Der TV-Sender El Dschasira bekam sie Freitag in Pakistans Hauptstadt Islamabad zugespielt.


    Bin Laden wird seit längerem im Grenzgebiet von Pakistan und Afghanistan vermutet.


    Quelle: http://www.express.de/servlet/…2&artikelid=1094127560001

  • Da die Wahlbeteiligung bei ca. 60% lag, haben sich gerade mal knapp 30% aller Amerikaner für Kerry ausgesprochen. Gerade die 40% der nicht-Wähler sind in meinen Augen absolut mit-schuldig an der Wiederwahl von Bush, denn sie haben nichts getan.


    "Das Böse kann nur so lange stark sein, so lange das Gute nichts tut".


    70% dieses großen Volkes haben Bush den Weg geebnet ... sei es durch aktive Wahl oder durch Faulheit. In einem Land, in dem ein Präsident schön, nett, christlich, familiär, ... sein muß und Kompetenz weniger zählt ist halt alles möglich. Sogar, dass jemand, der ein ganzes Land anlügt und behauptet, dass es im Irak Massenvernichtungwaffen gibt, dann zugibt, dass es die nicht gab und dann aufgrund dessen als "ehrlicher Typ" gilt *kopfschüttel* ... ich verstehe es nicht und bin froh ein Europäer zu sein.

  • Zitat

    Original von BIG
    unglaublich! nach allem, was man über den mann weiß und was er in der welt angerichtet hat, wird Bush dennoch wiedergewählt !!!
    für so dumm hätte ich nicht einmal die amerikaner gehalten ;(


    armes amerika, arme welt !


    wenn man aber mal die gesamtsituation objektiv betrachtet war das doch abzusehen gewesen (soll nicht heißen das ich das befürworte)

  • Die Regionen, die im Austausch mit der gesamten Welt stehen, haben überwiegend pro Kerry gewählt. Bis auf Florida steht hinter Busch halt das Buschvolk.


    Trotzdem sieht es so aus, als ob Bush auch in den absoluten Stimmen die Oberhand hat.

  • Zitat

    Original von sweetieluder


    hmm ok die scheinheilig von bush u dem gesamtkonzept der wahlen in amerika mal ausser acht gelassen frage ich mich warum du stolz bist europäer zu sein???


    würde mich mal interessieren


    Warum willst du gerade die Punkte ausser Acht lassen? Die sind doch schon sehr wichtig. In erster Linie bin ich "froh" ein Europäer zu sein, denn ich mag die Mentalität sowie gewisse alte Traditionen. In unseren Ländern gibt es sicherlich auch genug Korruption, jedoch halte ich die europäischen Völker für "geistig selbstständiger".


    Stolz bin ich ein Düsseldorfer zu sein. Seit dem entschlossenen "nein" zum Irakkrieg bin ich auch wieder stolz ein Deutscher zu sein. Und aus dem gleichen Grund bin ich auch froh einen Nachbarn wie Frankreich zu haben, die sich mit uns zusammen gegen diesen Irrsinn gestellt haben. Man könnte sagen, dass mich diese Freundschaft wiederrum stolz macht ein Europäer zu sein ... however.


    Man mag mir vorwerfen, dass ich gerade in letzter Zeit nicht sehr "Amerika-freundlich" eingestellt bin, aber gerade die Vorkommnisse in dieser Zeit lassen in meinen Augen sogar Russland um Klassen sympatischer erscheinen.

  • Zitat

    Da die Wahlbeteiligung bei ca. 60% lag, haben sich gerade mal knapp 30% aller Amerikaner für Kerry ausgesprochen. Gerade die 40% der nicht-Wähler sind in meinen Augen absolut mit-schuldig an der Wiederwahl von Bush, denn sie haben nichts getan.


    Stimmt!!!
    Und das regt mich auf!!! Diese nicht-Wähler hätten durch ihre Stimme echt was Bewirken können... Jetzt werden sie auf ihrer Couch sitzten Pommes in sich hineinfressen und über Bush SCHIMPFEN!!! Das sie hätten dagegen was tuen können ist ihnen glaub ich gar nicht klar!!



    Da kann man doch nur den Kopf schütteln und sagen " SELBST DRAN SCHULD"
    Aber kann mir einer sagen woran das liegt??? Sind die zu faul, zu dumm, haben die keine Angst??


    Aaahhhh.... das regt mich auf!!!
    Wie kann man so dumm sein!!! X( X( X(

  • Und es geht weiter ...



    Sehnsucht nach Kanada


    Nach dem Wahlsieg von George W. Bush erwägen enttäuschte Amerikaner die Auswanderung ins liberale Nachbarland Kanada.


    Wie die Zeitung „Globe and Mail“ am Wochenende berichtete, informierte sich in den vergangenen Tagen eine überdurchschnittlich große Zahl von US-Bürgern auf der Website der kanadischen Einwanderungsbehörde über entsprechende Möglichkeiten.


    „Wir haben sonst 20 000 Klicks aus den USA gezählt, am vergangenen Mittwoch waren es genau 115 016", sagte eine Behördensprecherin der Zeitung. Die Zahl sei zwar danach wieder gesunken, habe jedoch zuletzt immer noch drei Mal höher gelegen als vor der Bush-Wahl.


    In Kanada, das seit Jahrzehnten eine aktive Einwanderungspolitik betreibt, leben derzeit mehr als 600 000 US-Amerikaner. US-Bürger müssen nicht unbedingt ihre Staatsbürgerschaft wechseln, wenn sie längere Zeit in ihrem nördlichen Nachbarland leben und arbeiten wollen.