GWD Minden - HSG

  • Keine Zeit für Geschenke


    HSG trifft morgen im Kellerduell in Minden auf den alten Weggefährten Horst Bredemeier.
    Die Lage ist entspannt. Von Nervosität fehlt beim Aufsteiger jede Spur - noch jedenfalls. Doch HSG-Spielertrainer Nils Lehmann weiß, was am morgigen Sonntag für den Handball-Bundesligisten bei GWD Minden-Hannover (16 Uhr, Kampa-Halle) auf dem Spiel steht.
    "Das wird ein richtungsweisendes Match", verpackte der 36-Jährige den wahren Stellenwert der Partie am vierten Advent noch in zaghaftes weihnachtliches Geschenkpapier. "Purer Abstiegskampf" wäre wohl die treffendere Formulierung gewesen. Ein Blick in den tiefsten Süden der Bundesliga-Tabelle reicht. Durch die Niederlage gegen Lemgo rutschte die HSG aufgrund der schlechteren Tordifferenz gegenüber dem TV Großwallstadt vorläufig auf Relegationsplatz 16. Mit mageren drei Zählern lauert Minden als Verfolger im Nacken.
    Der Brisanz nicht genug, steht der Aufsteiger ausgerechnet gegen das Team von GWD-Manager Horst "Hotti" Bredemeier, der über Jahre hinweg beim HSG-Namensvorgänger Turu zur Düsseldorfer Handball-Legende aufstieg, in der Pflicht. Das Wiedersehen der Weggefährten vergangener Zeiten hätten sich beide Seiten sicherlich anders vorgestellt. "Es ist keine Zeit und kein Platz für Freundschaften und Geschenke. Wir müssen punkten", stellte Lehmann unmissverständlich klar.
    "Ich wünschte, die Vorzeichen der Partie würden unter einem anderen Stern stehen. Die vielen Jahre in Düsseldorf sind unvergessen, doch das hilft mir jetzt nicht weiter. Wir müssen gegen die HSG gewinnen", seufzte Bredemeier.
    Deutlichere Worte wählte GWD-Coach Velimir Kljaic, der im Oktober Rainer Niemeyer beerbte: "Die Partie gegen Düsseldorf ist für uns das wichtigste Match des Jahres. Meine Spieler waren bislang viel zu brav. Gegen die HSG will ich blaue Flecken sehen!"
    Trainerkollege Lehmann forcierte in den zurückliegenden zwei Übungseinheiten speziell die Angriffsarbeit, die gegen Lemgo noch zu statisch ausfiel und gegen Minden "verschärft in der Pflicht steht", wie der Trainer betont.
    Mit dem wiedergenesenen Robert Runge steht auf Linksauße wieder eine Alternative zur Verfügung. Schlussmann Almantas Savonis hat seine Magen-Darm-Grippe auskuriert und konnte gestern erstmals wieder trainieren. Dafür fehlt nun allerdings Daniel Sdunek, mit 22 Paraden gegen Lemgo noch der große Rückhalt, der sich eine Fersenprellung zuzog.


    Quelle: NRZ, Datum: 18.12.2004

  • GWD Minden - HSG Düsseldorf 31:31 (13:14)


    Spielfilm:
    0:2 (4.), 1:2 (6.), 2:3 (8.), 3:5 (12.), 5:6 (15.), 6:10 (20.), 9:11 (24.), 10:13 (27.), 13:14 (HZ) - 15:14 (32.), 15:16 (34.), 20:17 (39.), 24:20 (43.), 26:23 (47.), 27:25 (49.), 27:28 (53.), 31:30 (57.), 31:31 (EN) X( :)

  • GWD - Düsseldorf: Rasmussen avanciert zum tragischen Helden


    20.12.2004 - In den letzten 90 Sekunden beim 31:31 gegen Düsseldorf zwei Siebenmeter und einen Nachwurf vergeben


    Er schien der Matchwinner für die abstiegsbedrohten Bundesliga-Handballer von GWD Minden-Hannover zu werden. Doch am Ende war Lars Rasmussen der tragische Held. Nachdem der kleine Däne zuvor siebenmal vom Siebenmeterpunkt aus erfolgreich war, scheiterte er ausgerechnet in den dramatischen Schlusssekunden gleich mit zwei Strafwürfen und einem Nachwurf an Almontas Savonis und stürzte die Fans der „Grün-Weißen“ in einen Schockzustand. Nur gut, dass die HSG Düsseldorf daraus kein entscheidendes Kapital schlug, sonst wäre noch weniger als das ohnehin nicht zufrieden stellende 31:31 (13:14) im Kellerduell gegen den Aufsteiger herausgesprungen.


    „Man kann Lars keinen Vorwurf machen“, nahm ihm Teamkollege Tomas Axner in Schutz. Der Schwede stand beim letzten Siebenmeter „Gewehr bei Fuß“, um selbst zur „Exekution“ anzutreten. Doch Rasmussen signalisierte ihm, dass er sich ganz sicher sei. „Wenn er in ruhigen Phasen die Siebenmeter wirft, dann muss man ihn auch in kritischen Situationen kurz vor Schluss antreten lassen. Man kann sich schließlich nicht nur die bequemen Momente raussuchen. Daher war es richtig, dass er geworfen hat.“


    Der bittere Punktverlust darf allerdings keinesfalls (nur) an den vergebenen Großchancen „Urmels“ festgemacht werden. Vielmehr monierte Trainer Velimir Kljaic vor der Pause zu Recht, „dass wir wieder einmal zu brav agieren. Wir haben keinen bissigen Wolf in der Abwehr. Solche Leute fehlen in diesem Team.“ Und dann holte der Kroate nach dem Schlusspfiff noch einmal aus. „Abwehr muss man mögen. Das darf keine Strafe sein.“


    Wenn man aber sah, wie gerade der Mittelblock wichtige Unterstützung untereinander vermissen ließ und die „Halben“ ständig einen Schritt zu wenig oder zu spät machten, durfte man sich über den Spielverlauf nicht weiter wundern. Begünstigt zudem durch die Tatsache, dass den „Grün-Weißen“ bei sechs geworfenen Toren nach 20 Minuten bereits zwölf „Fahrkarten“ und zwei technische Fehler gegenüber standen, nutzte Düsseldorf die sich bietende, auf dem Silbertablett servierte Chance nicht einmal konsequent aus. Vom 6:6 enteilten die vom ehemaligen Mindener Nils Lehmann („Ich möchte den jungen Mindener Spielern Mut zusprechen. GWD steigt für mich nicht ab“) trainierten Rheinländer auf 10:6. Doch dann leisteten auch sie sich Fehler, gegen Ende der ersten Hälfte sogar saudumme Zeitstrafen, die die Hausherren wieder auf den Plan riefen. Deren taktische Maßnahme, Linkshänder Alexander Petersson durch Axner in Manndeckung zu nehmen, hätte weitaus mehr Wirkung gezeigt, wenn durch entsprechende Aggressivität die beiden anderen Rückraumschützen Michael Hegemann (13/5) und Sven Hertzberg beim Wurf gestört worden wären. Zur Überraschung aller war für GWD zur Pause beim 13:14 dennoch alles drin.


    Gleich nach Wiederbeginn nutzten die Gastgeber eine doppelte Überzahl und drehten den Spieß sogar zum 15:14 um. Bis zum 17:17 wog die Partie nun hin und her, ehe die Deckung auf einmal kräftiger zupackte und sich dadurch sofort Ballgewinne einstellten. Buschmann, Rasmussen und Kraft sorgten beim 20:17 für die erste Drei-Tore-Führung, die Axner in Unterzahl wenig später beim 23:19 sogar auf vier Treffer ausbaute. Alles schien nun nach Plan zu laufen, doch ein völlig lächerlicher Siebenmeterpfiff der ohnehin auf beiden Seiten nicht gerade souverän wirkenden Top-Schiedsrichter Lemme/Ullrich bedeutete statt der Chance zum 26:22 den 25:23-Anschluss. Irgendwie wirkte diese nicht nachzuvollziehende Entscheidung wie ein Knackpunkt, denn fortan waren die Angriffsbemühungen wieder ziemlich holprig und wenig durchdacht. Die Konsequenz ließ nicht lange auf sich warten: Düsseldorf machte aus dem 27:25 (50.) ein 27:28 und kurz darauf sogar ein 28:30 (54.). Jetzt schien die Partie zugunsten der HSG gekippt. Denkste! GWD kam zurück, drehte den Spieß dreieinhalb Minuten vor dem Abpfiff zum 31:30 um. Hertzberg sorgte für den 31:31-Ausgleich.


    Knapp zwei Minuten zeigte die Hallenuhr an. Zweimal entschieden die Unparteiischen noch auf Siebenmeter für GWD, doch beide Male fand Lars Rasmussen in Savonis – ihm hatte Düsseldorf nicht nur wegen dieser Großtaten den Punkt zu verdanken, da er auch den Unterschied zwischen den Pfosten gegenüber GWD ausmachte - seinen Meister. Beim zweiten Siebenmeter sogar noch freistehend im Nachwurf. Nur gut, dass dem schwachen Petersson drei Sekunden vor dem Ende ein Tor aus unerklärlichen Gründen (der angezeigte Schrittfehler war nämlich keiner) abgepfiffen wurde. Sonst wäre die Bescherung für Weihnachten aus Sicht der Kljaic-Mannen vollends in die Hose gegangen. Doch selbst durch diesen vermeidbaren Punktverlust rückt der Klassenverbleib inzwischen immer weiter in die Ferne. Jetzt darf nur der Glauben nicht verloren werden. Doch der allein bringt GWD auch nicht wieder in die Spur.


    GWD-Telegramm


    GWD Minden-Hannover – HSG Düsseldorf 31:31 (13:14)


    GWD Minden-Hannover: Ohlander, Besirevic; Backovic (4), Niemeyer (5), Kouzelev (3), Axner (4), Buschmann (4), Rasmussen (9/6), Pohlmann (n.e.), Kraft (1), Schäpsmeier


    HSG Düsseldorf: Savonis, Sdunek (bei zwei 7m); Hertzberg (8), Heinrichs (3), Berblinger (2), Schneider (n.e.), Runge (2), Hegemann (13/5), Sieberger, Schürmann (1), Lehmann, Petersson (1), Schröder (1)


    Schiedsrichter: Frank Lemme und Bernd Ullrich (beide aus Magdeburg)


    Zuschauer: 2200


    Torfolge: 0:2, 1:2, 1:3, 3:3, 3:5, 5:5, 5:6, 6:6, 6:10 (20.), 8:10, 8:11, 9:11, 9:12, 10:12, 10:13, 11:13, 11:14, 13:14 - 15:14 (32.), 15:16, 17:16, 17:17 (37.), 20:17 (39.), 20:18, 21:18, 21:19, 23:19 (41.), 23:20, 24:20, 24:21, 25:21 (45.), 25:23, 26:23, 26:25 (49.), 27:25, 27:28 (52.), 28:28, 28:30 (55.), 31:30 (57.), 31:31 (58.)


    Siebenmeter: 9/7 : 5/5 (Rasmussen scheitert beim 31:30 zweimal an Savonis)


    Strafminuten: 6 : 10 (Backovic, Kouzelev, Axner – Hegemann 2x, Hertzberg, Schürmann, Petersson)


    Volker Krusche http://www.gwd-minden.de/

  • Savonis hielt am Schluss den einen Punkt fest


    Torhüter wehrte zehn Sekunden vor dem Ende Siebenmeter ab.
    Rien ne vas plus - nichts geht mehr. Was mit einem Glücksspiel begann, sollte ebenso glücklich enden. Vor dem Anpfiff des Abstiegsgipfels zwischen den Handball-Bundesliga-Kellerkindern GWD Minden-Hannover und der HSG hatte eine ostwestfälische Spielbank zur kleinen Rouletterunde für die Zuschauer geladen. Auf dem Handball-Parkett konnte sich Glücksgöttin Fortuna am vierten Advent nicht entscheiden. Nach einer Berg- und Talfahrt samt packendem Schlusskrimi stand unterm Strich ein 31:31 (14:13)-Remis. Und aus der Sicht von HSG-Spielertrainer Nils Lehmann die Frage: Punktgewinn oder Punktverlust?
    "Der eine Zähler ist zumindest für uns mehr wert als für Minden. Geht man nach der zweiten Halbzeit, müssen wir mit dem Punkt zufrieden sein", erklärte Lehmann.
    Die letzten Spielminuten im mit rund 3300 Zuschauern gefüllten Mindener Hallenrechteck wird der 36-Jährige so schnell nicht vergessen. Bis zur Pause hatten seine Schützlinge Partie und Gegner im Griff, kämpften sich danach trotz zwischenzeitlichem Vier-Tore-Rückstands wieder heran, um 19 Sekunden vor dem Ende bei 31:31-Unentschieden den Atem anzuhalten: Mindens 1.71 Meter-Teamzwerg Lars Rasmussen trat zum Strafwurf gegen den nach seiner Grippeerkrankung wiedergenesenen Almantas Savonis an. Sechs Mal hatte der lässig aus dem Handgelenk werfende Däne den Litauer im HSG-Kasten zuvor bereits erfolgreich vom Siebenmeterstrich überwunden. Nicht beim siebten Mal. Savonis parierte, ebenso den Nachwurf, bevor Michael Hegemann nach bereits abgelaufener Spielzeit den direkt auszuführenden Freiwurf punktgenau auf GWD-Schlussmann Malik Besirevic setzte.
    Zu Beginn erwischte die gefällig und temporeich aufspielende HSG bei 5:3-Führung einen Start nach Maß, der bei konsequenterer Chancenauswertung noch um einiges höher hätte ausfallen können. Was allerdings keine leichte Aufgabe war. Denn Mindens Tomas Axner nahm HSG-Rückraumschütze Alexander Petersson in enge Deckung und setzte somit die komplette rechte Angriffsseite der Landeshauptstädter Schach matt. Weshalb die Kreativverantwortung auf den Schultern von HSG-Spielmacher Michael Hegemann und Sven Hertzberg auf halblinker Rückraumposition lag, die ihre Rolle mustergültig ausfüllten.
    Doch in der Schlussminute des ersten Durchgangs sollte sich der Aufsteiger kurzzeitig um die Früchte seiner Arbeit bringen. Binnen neun Sekunden kassierten Hegemann/Hertzberg jeweils eine Zwei-Minuten-Strafe. Mit dieser Halbzeitbürde handelte sich die HSG nach Wiederanpfiff in 4-6-Unterzahl den ersten Rückstand ein, von dem sie sich nicht so schnell erholen sollte. Minden erhöhte Druck und Tempo und profitierte zudem von drei HSG-Fehlpässen, die sich beim 21:25-Rückstand vor der Schlussvierelstunde negativ in Zahlen ausdrückten.
    Mit einem Hattrick vom Siebenmeterpunkt konnte Blondschopf Hegemann zunächst verkürzen, bevor Linksaußen Robert Runge mit einem Doppelpack zum 27:27 egalisierte.


    Quelle: NRZ, Datum: 20.12.2004