Ärzte-Demo & Streik

  • Man hört immer öfter von den schlechten Bedingungen in den Krankenhäusern- Jetzt gab es in Düsseldorf eine Demonstration der Klinikärzte und es gibt schon länger einzelne Streiks.


    Was haltet ihr davon?
    Gibts in der Community Leute, die auf irgendeine Weise mit dem Gesundheitswesen zu tun haben?


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    Streik notfalls auch während der WM
    5.000 Ärzte demonstrieren in Düsseldorf


    Rund 5.000 Klinikärzte aus ganz Deutschland haben am Dienstag in Düsseldorf für eine höhere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Zu der Aktion hatte die Ärztegewerkschaft Marburger Bund aufgerufen. Der Protestzug stand vor dem Hintergrund einer zunehmenden Abwanderung von Ärzten ins Ausland unter dem Motto "Klinikärzte - bald ausgestorben?".[...]


    Der Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL), Hartmut Möllring, scheiterte unterdessen mit einem Vorstoß, mit Gesundheitsministerin Ulla Schmidt über den Tarifkonflikt zu sprechen. Schmidt sagte ebenso ab wie die Krankenkassen. Die Ministerin sei nicht für Tarifpolitik zuständig, erklärte ihr Sprecher Klaus Vater. Für die Kassen begründete IKK-Sprecher Joachim Odenbach die Absage mit "terminlichen Gründen". [...]


    Insgesamt waren am Dienstag nach Angaben des Marburger Bunds bundesweit rund 11.000 Ärzte an 16 Universitätskliniken im Streik.


    Quelle: RP-Online

  • Ein Kollege von mir ist Anfang Maerz von Kabul aus nach Hause geflogen, er hatte einen Termin fuer eine Hueftoperation, die bei ihm sehr noetig ist. Er quaelt sich da schon laenger mit rum. Gestern ist er wieder zurueck gekommen, ohne Operation, wegen dem Streik. Da ist er sicher nicht froh, denn es ist immer sehr aufwaendig, wenn man sowas von hier aus organisieren muss und es dann in die Hose geht. Ich werde ihne heute sehen und mal mit ihm sprechen.


    Aber ich denke, dass generell was an unserem Gesundheitssystem gemacht werden muss. So geht es sicher nicht weiter.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • M.E. ist hier eine gravierende Reform notwendig, und zwar mit einer Entmachtung der Pharma-Industrie, Vereinfachung der Bürokratie, Reduzierung der Anzahl der Krankenkassen u.v.a.m. Wir haben einen total veralteten Gesundheitsapparat, der mit der heutigen Zeit nicht Schritt gehalten hat.

  • Ich denke auch das die Forderung nach mehr Gehalt völlig gerechtfertigt ist. Die 24Std. Dienste, die Bereitschaft usw.
    Das bestreitet auch glaube ich niemand, doch es stellt sich mal wieder die Frage,
    Woher nehmen?
    Das ganze ist finanziell einfach unmöglich zu realisieren, dass der Patient darunter leidet ist sicherlich nicht beabsichtigt, aber anders scheint es ja nicht möglich zu sein das Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften sich mal an einen Tisch setzten und eine Lösung finden.
    Wir werden das Resultat ja bald (oder auch in ferner zukunft) sehen.

  • Zitat

    Original von Dominic
    Wir werden das Resultat ja bald (oder auch in ferner zukunft) sehen.


    Naja, ich habe Angst das wieder jahrelang halbherzig am einem krankenden System gedoktert wird, ohne das sich wirklich etwas tut. Zu einem klaren Schnitt fehlt der deutschen Politik einfach der Mut und das Durchsetzungsvermögen.

  • Es wird schon spürbar unangenehm. Keine gute Zeit um ein Kind zur Welt zu bringen wenn es nicht 100% gesund ist, oder sonst eine Krankheit zu haben.


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    "Man betet nur noch"
    Wie die Universitätsklinik Düsseldorf funktioniert, obwohl technisches Personal und Ärzte streiken [...]


    Die Ärzte sollen an diesem Montag die Nase der kleinen Jamila untersuchen. Gleich nach der Geburt wurden ihr Röhrchen in die Nasenhöhlen gelegt, damit sie wieder Luft bekommt. Geholfen hat der Eingriff offenbar nur wenig. Die Ärzte kommen immer noch nicht. "Weil gestreikt wird", sagt Nadine leise. Das hätten ihr die Schwestern gesagt. "Das ist doch ein Notfall", sagt die Frau mit den dunklen Haaren und dem rosafarbenen Pullover. Sie erzählt, daß ihre Tochter zeitweilig auf die normale Station verlegt wurde, aus Platznot, wegen des Streikes. [...]


    Im Wartezimmer der neurochirurgischen Abteilung sitzt ein Mann, der etwa Ende zwanzig ist und dunkle Ringe unter den Augen trägt. Er sorgt sich um seine Frau. "Sie hat einen Tumor an der Wirbelsäule. Sie sollte eigentlich schon vor drei Wochen operiert werden. Aber da gab es keinen Termin", sagt er. Als Grund habe man ihm schlicht gesagt: Streik. [...]


    Es gibt auch andere Patienten auf dem Gelände, die berichten, daß sich nichts verändert habe, daß sie sich gut aufgehoben fühlten, die Ärzte gute Arbeit leisteten. [...]


    "Ein junger Assistenzarzt verdient gerade einmal 1 700 Euro netto. Damit können sie kein Leben planen." Balzer hat einen vertraglich vereinbarte 41-Stunden-Woche, arbeitet aber nach eigenem Bekunden wöchentlich 70 bis 90 Stunden. Er empfindet es als "Zumutung" auf die Straße gehen zu müssen, sieht aber keine andere Möglichkeit mehr. [...]


    Gern hätten die Leitungen der Unikliniken von Düsseldorf, Köln, Bonn, Aachen, Münster und Essen bereits selbständig mit dem nichtärztlichen Personal verhandelt, wenn die Landesregierung dies nicht untersagt hätte. [...]


    Quelle: Die Welt