Neues aus Afghanistan

  • Nun habe ich es doch wieder gemacht: Nachdem ich von 2004 bis 2006 für den DED (www.ded.de) in Kabul war, habe ich mich nochmal entschieden, für 1 Jahr wieder für den DED hier runter zu gehen


    Diesmal werde ich in Herat leben, dort ist ein Wasserwerk, was noch ein bischen kaufmännische Hilfe braucht.


    Am 15.04. bin ich von Frankfurt über Katar und Dubai nach Kabul geflogen, gestern morgen war ich hier. Die organisatorischen Dinge werde ich in den nächsten Tagen erledigen, außerdem ein paar Freunde wiedertreffen. Und am Samstag fliege ich von hier nach Herat.


    Um den Fragen vorzubeugen: Ja, ich weiß, das gestern in Kunduz ein Anschlag war. Ich weiß auch, daß das hier manchmal ein wenig gefährlich ist. Aber schön ist es auch.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Hallo Heiner,


    Schön, dass Du uns wieder Deine Erfahrungen und Erlebnisse hier mitteilen willst. Ich bin auch schon gespannt auf neue Bilder.


    Eine gute Zeit und bleib gesund.
    Gregor

  • Ich schreibe auch unter www.opinio.de

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Zitat

    Original von SCHoSCH


    Wen interessiert opinio.de wenn es die DC gibt? ;)


    Auch richtig. Nun bin ich seit letzter Woche hier in Herat, wohne in dem Haus eines Deutsch-Afghanen zusammen mit einer Frau aus Hamburg, die hier für den Deutschen Akademischen Austauschdienst an der Uni arbeitet. Nadjib, der Deutsch-Afghane, hat hier aus eigenen Mitteln einen Fernsehsender aufgebaut. Er arbeitet normalerweise beim NDR, hat sich für 2 Jahre unbezahlt beurlauben lassen. http://www.herai-tv.net/. Leider muß er in den nächsten Wochen wieder zurück, die Beurlaubung läuft ab. Schade, er ist der Mieter des Hauses. Er ist ein netter Kerl, die Wohnmöglichkeit habe ich über einen Freund hier bekommen. So läuft das. Man kann auch zum Makler gehen. Ich habe mir mit der Mitbewohnerin auch schon ein anderes Haus angesehen, mit einem tollen Garten mit Pool, aber das Haus selber war Schrott und zu teuer. So werden wir erstmal in unserem Haus wohl wohnen bleiben. Einmal die Woche findet eine sogenannte "Mobile Bar" statt, wohl immer in einem anderen Haus bei anderen Organisationen, organisiert von einem Freund von mir. Gestern war ich das erste Mal dabei. Das ist gut, da bekommt man Kontakte. Heute gehe ich mit einigen von diesen Leuten, die schon länger hier leben, in die Berge, ein bischen wandern. Ich bin sehr gespannt.


    Bilder gibt es bisher unter www.fotos.web.de/heiner.toe/Herat_2

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • 3 tote Soldaten, und Deutschland ist in Aufruhr....


    Vor einigen Tagen passierte der Anschlag in Kunduz. 3 tote Soldaten, 2 - 3 verletzte Soldaten, Tote und Verletzte Zivilisten. Schrecklich, eine Tragödie für die Angehörigen, denen man natürlich Kraft für die kommende Zeit wünscht.


    Die Debatten in Deutschland schwillen an, Spezialisten aller Coleur ergehen sich in allerlei Forderungen. Die "beste" kommt von der LINKS-Partei: Raus aus dem Land. Das ist schön populistisch und kommt bei manchem Wähler gut an.


    Wir müssen uns vor Augen halten: Soldaten sind nun mal auch zum kämpfen da, sie werden an Waffen ausgebildet und nicht an Wattestäbchen. Die meisten Soldaten, die ich kennengelernt habe, sind auch hier, weil es ein schönes finanzielles Zubrot gibt, 90 € pro Tag netto steuerfrei. Bei einer Einsatzzeit von 4 Monaten rechnet sich das. Einige machen ja schon den 2. oder 3. Einsatz hier. Und man darf nicht vergessen: Alle sind freiwillig hier, niemand wird gezwungen.


    Was machen wir eigentlich noch hier, so wird sich mancher in Deutschland fragen. Die LINKS Partei hat ja, siehe oben, schon ihre fertige Antwort gegeben.


    Die Frage stellt sich hier nicht. Wir sind hier, um das Land, nach 25 Jahren Krieg wieder nach vorne zu bringen, auch im Eigeninteresse. Wollen wir wirklich wieder Taliban, die die Welt im Atem halten, unsere Art zu leben, bedrohen (siehe 11.September 2001), wollen wir wieder Flüchtlinge, die nach Europa strömen ? Doch sicher nicht.


    Eigentlich muß auch jedem klar sein, daß der Aufbau hier ein langer Prozess ist. Die Frage stellt sich vielleicht, ob die Strategie des Einsatzes hier sich ändern muß. Meines Erachtens muß noch viel mehr Geld in die Entwicklung des Landes, Entwicklung der Projekte hier gesteckt werden, da kommt noch viel zu wenig an. Eine Arbeitslosenquote von geschätzt 60 % ist ein guter Nährboden für Extremisten. Niedrigere Quoten und bessere Allgemeinbildung als hier haben in Europa im vergangenen Jahrhudert für 2 Weltkriege gesorgt.


    Wenn man dann noch bedenkt, daß, wer keine Arbeit hat, entweder, wenn er Glück hat, von der Familie ernährt wird oder betteln geht (es gibt keinerlei soziale Absicherung wie in Deutschland), dann kann man erahnen, wie schnell sich nach wie vor die Situation verschärfen kann. Niemand hier, den ich kenne, will die Talibs zurück haben, zumindest nicht im relativ wohlhabenden Norden. Aber eben diese Talibs scheren sich nicht um die Meinung der Leute, sie setzen ihre Vorstellung mit Gewalt um. Teilweise sind sie in den Vorstellungen der Lebensweise auch von einigen Stämmen im Süden des Landes nicht so weit entfernt.


    Und nun dieser Anschlag. Es gab aber danach noch viele kleinere Anschläge, die sich gegen Afghanen richteten, aber diese schaffen es nicht bis in die Tagesschau.


    Nun stellt sich die Frage : Warum lassen die Afghanen sich das gefallen ? Es gibt keine allgemeingültige Antwort darauf. Meine ist
    daß die Leute einfach zu müde und lethagisch sind. Jeder ist nur darauf bedacht, seine Arbeit zu erhalten und seine Familie zu ernähren. Alles andere ist unwichtig.


    Auch der Tod von 3 deutschen Soldaten, so bitter das klingt. Bei den Afghanen und in den hier spärlich vorhandenen Medien ist das kein Thema.


    Wie geht nun die internationale Gemeinschaft hier damit um ? Ich kann nur von mir sprechen: Man spricht drüber, diskutiert, und dann geht man zur Tagesordnung über. Alles andere funktioniert nicht.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Gestern las ich auf der Internetseite der Tagesschau eine interessante Geschichte. Der Präsident der Republik Afghanistan war in die Provinz Shindan gereist, um dort mit den Bürgern zu sprechen. Die Amerikaner waren wohl, bei Hausdurchsuchungen nach flüchtigen Talibs, etwas rustikal vorgegangen, mit einigen Toten. Und dagegen haben sich die Leute aufgelehnt. Der Tenor der Geschichte war, dass die Amerikaner mal wieder die Bösen waren.


    Shindan ist eine Provinz, die vom Wasserwerk Herat mit Trinkwasser versorgt wird. Dort gibt es eine Pumpstation und dort werden auch Hausanschlüsse für die Einwohner verlegt. Was nicht selbstverständlich ist, in Kabul gibt es so was nicht. Ich hatte schon vor 2 Wochen erfahren, daß wir diese Provinz zurzeit nicht besuchen, es ist zu unruhig da. Gestern sprach ich mit meinen Kollegen darüber. Und erfuhr, dass die Leute dort seit vielen Jahrzehnten schon gegen jegliche Obrigkeit sich auflehnen, auch mit Gewalt. Sie akzeptieren keine Regierung und keine Verwaltung, die von der Regierung Weisungen entgegennehmen muss. Seit jeher unterstützen sie alle, die gegen die Regierung sind, nun eben auch die Taliban. Meine afghanischen Kollegen, die alle hier geboren und aufgewachsen sind, trauen sich, auch privat, nicht dorthin, weil sie sich nicht sicher fühlen. Sie bezeichnen die Leute dort als "schlechte Menschen", was im hiesigen Kontext schon sehr schlimm ist. Die Mitarbeiter, die dort die Anlagen warten, arbeiten und leben unter extremen Druck, wie sie selber mir gestern gesagt haben (wir hatten sie zur Schulung da). Da es aber kaum andere Arbeit für sie gibt, haben sie keine andere Chance. Oder sie müssen die Provinz verlassen und woanders ihr Glück versuchen.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Wasser, ein Lebenselixier, wichtig wie nix anderes...
    Besonders wichtig in einer Region wie dieser. Hier sind jetzt schon Temperaturen um die 30 Grad, und es wird noch viel wärmer. Da ist sauberes Trinkwasser lebenswichtig. Die Wasserversorgung in Herat ist nach den Kriegen völlig zusammengebrochen gewesen. Seit 4 Jahren versucht man wieder, das alles zu reparieren. Und man ist sogar dabei, mit Hilfe von ausländischen Experten, die Hausanschlüsse zu verlegen. Das heißt: kein Wasser mehr aus dem Brunnen, sondern sauberes Wasser aus dem Hahn. In Kabul gibt es sowas, bspw, nicht, da kommt das Wasser per Pumpe aus dem Brunnen. Und man kocht besser nicht damit.


    Dazu gibt es, außer in Herat, in den Satelliten Städten Wasserwerke, die die einzelnen Regionen mit Wasser versorgen sollen. Die Pumpen dazu werden mit Strom angetrieben, der zwar schon in den Dörfern angekommen ist, aber noch nicht an allen Pumpen. Dort wird der Strom nach wie vor per Generator erzeugt.


    Um mir das mal anzusehen, bin ich gestern mit Ingenieuren der Herater Wasserversorung in 2 Distrikte gefahren. Aus Sicherheitsgründen fährt man außerhalb der Städte besser mit 2 Fahrzeugen mit Funkverbindung und mit einheimischen Fahrern.


    Beide Provinzen liegen zwischen der Grenze zum Iran und der Stadt Herat. Man fährt ca 20 km auf einer Teerstraße, die auch zur Grenze führt. Nach den 20 km geht es dann querfeldein über Stock und Stein. Und das alles eben auch bei großer Hitze, wie sie hier schon herrscht. Das schlaucht natürlich, deswegen haben wir uns zum Abschluß noch was besonderes gegönnt: Wir haben uns eine Seidenfarm angesehen, wobei, da waren nur die Raupen aktiv.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Sich in kurzen Hosen in der Öffentlichkeit zeigen, ist hier eigentlich verpönt, man macht es nicht. Aber wir sind in Afghanistan...
    Sport in Afghanistan, das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Es gibt keinerlei Sporthallen, kaum Rasensportplätze, wie wir sie kennen. Meisterschaftsspiele, in irgendwelchen Ligen, gibt es nicht, niemand hat das Geld, für so einen Luxus hin und her zu reisen.


    In Kabul gibt es ein großes Stadion, was aber eigentlich nicht genutzt wird. Es sieht auch, zumindest von außen, sehr baufällig aus. Zu Taliban Zeiten wurde es für Exekutionen und Steinigungen genutzt.


    Mädchen dürfen eh keinen Sport betreiben, wenn Männer zuschauen. Und selbst ohne Zuschauer geht es nur in langen Kleidern. Es könnte ja jemand ein Stück Haut sehen.


    Favorisiert ist eine Sportart, die ein bischen typisch für das Land ist: Bushkashi. Da reiten ein Haufen Männer mit ihren Pferden herum und versuchen, sich gegenseitig den Kadaver eines toten Kalbes abzujagen versuchen. Brutal, aber typisch. Hier in der Gegend ist mehr der Ringkampfsport beliebt, so sagen die Kollegen.




    Im Park, mitten in der Stadt, gibt es einige Bolzplätze und auch zwei Tenniscourts habe ich überraschender Weise gesehen. Auf einem spielten 2 Männer Tennis, in T-Shirt und kurzen Hosen. Was, siehe oben, sehr ungewöhnlich ist. Ich würde, trotz der Hitze, schon jetzt haben wir tagsüber um die 30 Grad und es ist noch kein Hochsommer, niemals mein Gelände in kurzen Hosen oder Bermudas verlassen.



    Freizeitmässig treffen sich die wenigen Internationalen einmal wöchentlich privat. Andere Möglichkeiten gibt es hier sonst nicht, auf anderen öffentlichen Plätzen müßten die ausländischen Frauen sonst auch abends ein Kopftuch tragen

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Investieren in Afghanistan? In einem Land, wo, nach den europäischen Informationen Krieg herrscht?? Ja!!
    Ein Freund von mir hat hier in Herat eine Art Managementkurs ins Leben gerufen. Teil des Kurses ist, daß Leute aus den staatlichen Unternehmen (Wasserversorgung, Energie) mit Unternehmern ins Gespräch kommen, um deren Sicht kennenzulernen.


    Ich war jetzt das 2. Mal dabei. Das erste Mal haben wir eine Cola-Fabrik im Industriegebiet von Herat besucht. Der afghanische Inhaber hat dort ein modernes Unternehmen hingestellt, viel Geld investiert und vertreibt seine Getränke landesweit. Die Teilnehmer hatten viele Fragen an den Unternehmer, anschließend gab es eine Betriebsbesichtigung. Gestern waren wir bei einer Fabrik, die Kartons und Verpackungen herstellt. Auch sehr interessant.


    Man muß sich ja auch vorstellen, daß Leute, die Geld haben, auch leicht Opfer von Entführungen hier werden. Und das Risiko von erneut ausbrechenden Kämpfen schwebt auch immer noch im Hintergrund. Insofern ist es bewundernswert, wenn jemand Geld hier investiert. Aber es zeigt eben auch, daß die Leute zumindest hier in der Gegend an die Zukunft glauben, etwas aufbauen wollen. Ich finde solche Gespräche, in denen mein Freund und ich die einzigsten Ausländer sind, immer hochinteressant.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Nebenan ist ein Kindergarten. Und bei mir wohnt ein Junge, der tagsüber zur Schule geht. Flüchtlinge kommen zurück...
    Kinder in Afghanistan, das ist eine schwere Sache. Normalerweise haben die Kinder hier eine schwere Kindheit, Kinderarbeit ist weit verbreitet. Oft müssen die Kinder zum Familieneinkommen beitragen. Das ist oft schwer anzusehen. Wenn ich zum Beispiel die Werkstätten hier sehe, in denen Kinder schwere Teile schleppen, dann wird mir ganz schwer ums Herz. Viele Kinder sehen auch schon in jungen Jahren sehr alt aus. Da freut man sich über Ausnahmen: Morgens sehe ich viele Kinder zur Schule gehen. Stolz wie Oskar tragen besonders die Mädchen ihren Schultornister. Unter den Taliban war es den Mädchen verboten, in die Schule zu gehen.



    Neben meinem Haus iin meiner Gasse st ein Kindergarten. Nix dolles, ein einfaches Lehmhaus mit einem Garten und ein paar Spielgeräten. Wenn ich morgens zur Arbeits durch die Gasse fahre, dann sehe ich Eltern, die ihre Kinder zum Kindergarten bringen: Frauen mit der Burka, Frauen ohne Burka, Männer. Mit einigen Männern grüße ich mich mittlerweile morgens.



    Wir haben in unserem Haus 2 Guards, die immer nach dem Rechten sehen. Das ist ganz gut, sowas braucht man. Der Guard, der nachts bei uns ist, kommt aus einer weiter entfernten Gegend. Er geht tagsüber zur Schule und kann nicht abends nach Hause fahren. So schläft und isst er bei uns, wir geben ihm ein paar Dollar, die er für die Familie sparen kann und jedem ist geholfen.


    Von 2004 bis 2006 war ich auch damit beschäftigt, aus Pakistan rückkehrenden Flüchtlingen zu helfen. Zu der Zeit hatten wir an der Sammelstelle in Kabul täglich bis zu 1000 Personen, die auf Lastwagen mit ihrem Hab und Gut angefahren kamen. Die Lastwagen waren mit dem Hausstand von UNHCR bezahlt. Die Leute waren bis zu 3 Wochen auf den LKW's mit ihren Familien unterwegs, um in ihre Heimatdörfer wieder zurückzukehren und ihre zersörten Häuser wieder aufzubauen. Und das bei Temperaturen bis zu 40 Grad...

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Fahrzeugreparatur ist in Afghanistan normalerweise ein Wagnis und Abenteuer. Die Werkstätten bestehen oft nur aus SeeContainern..
    Heute morgen mußte ich mit meinem Auto in Herat in die Werkstatt, der Motor lief nicht rund. Ich erinnerte mich, daß hier von 2003 bis 2006 ein Kollege vom DED einer Werkstatt in die Selbstständigkeit geholfen hat. Das ist so eine Art Mittelstandsförderung. Der DED macht sowas hier im Land in vielen Bereichen, oft zusammen mit der deutschen Firma GTZ. Der DED stellt die Manpower, GTZ die finazielle Unterstützung.


    In diesem Fall war noch UNHCR mit im Boot, die dort ihre Fahrzeuge warten ließen. So fuhr ich heute morgen dahin. Mein Kollege ist zwar seit ein paar Wochen nicht mehr hier in Herat, sondern in Mazar - i Sharif, aber alle hier erinnern sich gut an den "Deutschen Freund". So fuhr ich dahin. Als ich von 2004 bis 2006 für den DED bei UNHCR in Kabul tätig war, hatte ich organisiert, daß ein altes Auto zu Trainigszwecken in die Werkstatt kam. Als ich den Leuten davon erzöhlte und das Auto wiedersah, außerdem meine Freundschaft zu dem ehemaligen Kollegen erwähnte, war die Freude groß.


    Ich wurde zu einem Glas Orangensaft eingeladen und die Reparatur an dem Auto war natürlich kostenlos ("Du bist unser Gast"). Auch sowas gibt es, im kleinen, nicht immer nur die schlechten Nachrichten, die auch nach Deutschland gelangen.


    Nachsatz: Man sieht dort auch Kinder arbeiten, das ist leider normal hier. Oft sind Kinder die einzigsten Verdiener in der Familie.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Hier gibt es noch mehr zu sehen:



    fotos.web.de/heiner.toe/Einkaufen_in_Herat


    fotos.web.de/heiner.toe/Fahrt_nach_Pashto_Zargon


    fotos.web.de/heiner.toe/Blick_ueber_Herat


    fotos.web.de/heiner.toe/Herat_2


    fotos.web.de/heiner.toe/Stadtbilder_aus_Herat


    fotos.web.de/heiner.toe/Universitaet_Herat


    fotos.web.de/heiner.toe/Zindejan_und_Ghoreon


    fotos.web.de/heiner.toe/Werkstatt_in_Herat



    Teilweise sind das auch Bilder aus den Provinzen hier herum, da fahre ich aber aus naheliegenden Gründen im Moment nicht hin. Das heisst nicht, dass die Gegenden gefährlich sind, aber im Moment haben wir auf Grund der Nachrichtenlage in Deutschland ein Reiseverbot.


    In der Universität in Herat habe ich den Deutsch-Kurs besucht, zusammen mit einem Kollegen. Das war sehr interessant, schaut Euch nur mal die Einrichtungen in den "Hörsälen" an.


    Die Autowerkstatt wurde in den letzten 3 Jahren von einem Kollegen des DED hier aufgebaut und in die Selbstständigkeit entlassen. Das funktioniert sehr gut bei denen.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Hierr haben wir ja schon seit mindestens 3 Monaten richtigen Sommer. Jeden Tag Sonne, Temperaturen bis 45 Grad. Und kein Schatten weit und breit. Abends habe ich oft noch im Haus 35 Grad. Das nervt irgendwann, noch ist kein Ende abzusehen. Heute morgen war es ein wenig bewölkt, nur noch ca 30 Grad, richtig kühl ist es geworden. Aber jetzt ist die Sonne wieder da und brennt. Die Temperaturen hier kann ich nur mit einem Fieberthermometer messen, weil, es gibt keine normalen Thermometer.


    Ich würde mich freuen, wenn es Nachts mal regnen würde, aber keine Chance.


    Dafür kommen immer mal heftige WInde auf, man denkt manchmal, das Haus wackelt. Die Türen und Fenster sind eh alle nicht dicht, da bläst es regelmässig Sand rein. Eigentlich müsste ich alle 2 - 3 Tage mein Schlafzimmer komplett wischen, alles ist von einem Schleier überzogen.


    Gestern hatte ich einen Handwerker im Haus. Eine der Toiletten, die im Haus sind, war eine Steh-Toilette, wie sie hier normal ist. Aber Frauen haben Schwierigkeiten, die zu benutzen. So habe ich eine normale europäische Toilette eingebaut. Hat mich incl. Montage 70 Dollar gekostet.


    Bei der Gelegenheit ist auch ein Abfluss eines Waschbecken repariert worden. In Deutschland wäre ich zu OBI gegangen, hätte neue Kunststoff Rohre geholt und die eingebaut. Sowas gibt es hier nicht so einfach, also hat der Handwerker das kaputte rohr geflickt, mal sehen, wie lange es hält.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Am Donnerstag habe ich mit 2 deutschen Frauen gesprochen, die hier auf einer Burg in der Stadt Ausgrabungen machen. Die Burg habe ich schon gesehen, die Ausgrabung (abgedeckt) auch. Nun werde ich mir die Leute bei der Arbeit nochmal ansehen.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Manches in diesem Land wird mir immer Rätselhaft bleiben:


    1. das fahrverhalten der Mopedfahrer. Da denkt man immer, die fürchten weder Tod noch Teufel. Die schert keine Ampel, keine Einbahnstrasse, kein abbiegendes Auto: Die geben immer Gas. Und dann sitzen da manchmal noch 3-4 Leute drauf !! Besonders "toll" ist das, wenn man abends unterwegs ist und die Mopeds unbeleuchtet sind.


    2. der Stolz der Menschen hier. Da haben sie nun 25 Jahre Krieg hinter sich. Das Land kann nur durch die Spenden aus dem Ausland überleben, der Staat selber kann nicht mal für odentliche Bürgersteige in der Stadt sorgen. Alles, was hier arbeitet, ist direkt oder indirekt von den ausländischen Geldern abhängig. Aber es geht kein Ruck durch die Bevölkerung, obwohl man immer seinen Stolz betont. Sicher, es wird viel gemacht, viele Geschäfte sind offen,bis tief in die Nacht. Aber keiner bezahlt irgenwelche Abgaben an den Staat, weil, das reduziert dann ja das eigene Einkommen. Gleichzeitig wird aber beklagt, dass der Staat so schwach ist. Und die Gelder, die die Gemeinschaft gibt, sieht man oft in den Ministerien und anderen staatlichen Organisationen als "selbsterwirtschaftes Geld" an.


    Manchmal ist das schon schwierig....

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Hier gibts weitere Bilder aus der Stadt Herat:


    In Ermangelung vorhandener Freizeitmöglichkeiten treffen wir Ausländer uns regelmässig auf privater Basis. Zum Beispiel zum Musik machen:



    https://fotoalbum.web.de/gast/…at_Caos_Symphonik_Orchest




    Auf meinem Spaziergung durch die Stadt sah ich ein Produkt deutscher Wertarbeit. So ein Teil habe ich früher auch mal besessen, der Fahrer wollte mich zu einer SItzprobe einladen:


    https://fotoalbum.web.de/gast/heiner.toe/Kaefer_in_Herat

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Das läuft hier völlig anders ab, als wir es kennen. Grundsätzlich feiern Männer und Frauen getrennt, niemand von den Männern bekommt die Frauen zu sehen. Entweder ist der Raum durch eine Trennwand aufgeteilt, oder es sind verschiedene Räume, die hermetisch abgeriegelt werden. Ich war von dem Chef des hiesigen Wasserwerkes eingeladen worden. Da ich die Abläufe von früheren Festen schon kenne, wollte ich eigentlich mit meinem eigenen Auto fahren. Dann wäreich unabhängig gewesen, hätte mich irgendwann wieder vom Acker machen können. Aber keine Chance: Ich musste im Auto des Chefs mitfahren und dann an seinem Tisch sitzen.


    Man(n) kommt dort eigentlich nur hin, um zu essen. Wenn man Glück hat, dann bekommt man auch den Bräutigam zu sehen, der wird dann beim Tanzen auf der Tanzfläche mit kleinen Geldscheinen berieselt. Diesmal war er nicht dabei, nur ein Haufen Männer, die auf das Essen warteten. Es gab, wie meistens, Reis in verschiedenen Variationen, serviert auf großen Blechen, zusammen mit ein bischen fettem Fleisch. Gegessen wird mit den Fingern, wobei man sich ungeniert überall bedienen kann. Man nimmt aber nur die "reine" Hand , in diesem Fall die rechte. Die andere bleibt unter dem Tisch. Das ist sehr gewöhnungsbedürftig. Ich habe mir aber einen Löffel geschnappt. Dazu spielt eine Band sehr laute Musik, ein paar Männer tanzen. Getrunken wird Cola oder Fanta. Und nach dem Essen geht jeder wieder....


    Die Kollgen wollten mich immer wieder zum essen animieren, aber ich habe mich zurück gehalten, denn es schmeckte einfach nur grauslich...



    fotos.web.de/heiner.toe/Hochzeit_in_Herat

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner