Neues aus Afghanistan

  • Weihnachten in Hilden


    War das eine Reise !! Weihnachten wollte ich auf keinen Fall im Ausland (Afghanistan) verbringen. Also begann ich frühzeitig, im September 2007, mit meiner Reise-Planung.


    Nach vielen Versuchen hatte ich die günstigste Möglichkeit gefunden: 15.12. von Kabul nach Dubai, am 16.12. von Dubai via Zürich nach Hilden. Da ich ca 1000 km von Kabul entfernt arbeite und von dort aus keine vernünftige Strassenverbindung existiert, habe ich für den 11.12. den Flug von Herat nach Kabul gebucht. Flugzeit normal 1 Stunde. Am Abflugtag war ich pünktlich am Flughafen. Nunja, "Flughafen" ist vielleicht ein bischen hoch gegriffen. Es handelt sich um ein ein weitläufiges Gelände mit mehreren einfachen Gebäuden drauf. Zu Beginn wartet man im Freien vor dem "Abfertigungsgebäude", ob sich was tut. In diesem Fall kam nach 3 Stunden die Nachricht, dass sich nix tut. Schlechtes Wetter in Kabul, und da dort der Radar nicht funktionierte, gabe es keine Flüge von und nach dahin. Am nächsten Tag Anruf bei der Fluggesellschaft: "Das Wetter ist immer noch schlecht, also fliegt auch heute nix!" Am dritten Tag dann die Erlösung: Der Flieger nach Kabul geht und wir flogen auch halbwegs pünktlich ab und ich war dann Donnerstag nachmittag in Kabul. Ich wollte eigentlich noch ein paar dienstliche DInge erledigen, da der Freitag traditionell frei ist, wurde das notwendige im Schweinsgalopp erledigt. Am Samstag sollte es dann um 15.30 h weitergehen, nach Dubai. Morgens um 09.00 h gab es aber einen kleinen Anschlag in Kabul und alle Bewegungen wurden gestoppt. So sass ich auf heissen Kohlen, aber der Fahrer, der mich abholen sollte, kam dann doch noch rechtzeitig. Am Flughafen angekommen, ging die Abfertigung sehr schnell, wir gingen dann alle in den Warteraum. Mein Flug war zwar angezeigt (seit neustem gibt es dort Monitore !!), aber kein Flugzeug war zu sehen. Man kann das feststellen, wenn man auf das Dach des Flughafen geht und über die Begrenzungsmauer linst. Gegen 16.30 sind wir dann aber doch abgeflogen, der Vogel war zwischenzeitlich gelandet. Sonntag den 16.12. sollte es morgens um 02.30 h wietergehen, aber beim einchecken am abend vorher am Terminal 1 in Dubai stellte sich heraus, dass ich für den Flug 17.12. im System gebucht war. Obwohl ich ein Ticket für den 16.12. vorweisen konnte. Da bin ich dann ein bischen ausgetickt, die Nerven lagen dann doch ein bischen blank. Die Leute von der Flughafenorganisation haben aber alles umgestrickt, ganz fabelhaft, und so kam ich dann in den riesigen Duty-Free-Bereich im Terminal 1. Ich sollte vielleicht noch sagen, daß es in Dubai 2 Terminals gibt. Jeder von beiden ist sicher so groß wie der Düsseldorfer Flughafen. Man landet, von Kabul kommend, in dem kleineren von beiden, Terminal 2, geht dann durch den Zoll, nimmt seinen Koffer und fährt mit dem Taxi zum Terminal 1. Beide Terminal liegen aber auf einem Gelände.


    Im Terminal 1 bin ich dann in den "Irish Pub" und habe mir erstmal Guinness vom Faß gegönnt :bier: . Wenn man dort all die Geschäfte sieht, die 24 Stunden geöffnet haben und die Menschenmassen, das ist schon faszinierend.


    Alle Nationalitäten sind dort bunt gewürfelt, und die Leute, die dort im Flughafen arbeiten, sind ebenfalls aus allen Ländern der Welt. Viele Russen, Pakistaner, Inder und andere Asiaten.... Nur Araber sieht man dort nicht arbeiten, die lassen wohl lieber arbeiten.


    Um 09.30 h war ich dann endlich am 16.12. in Düsseldorf und habe dann in Ruhe Weihnachten und Sylvester gefeiert. Am 05.01. geht alles wieder zurück. Aus Afghanistan höre ich, dass es dort Bitterkalt war, in meinem Haus sind die Wasserleitungen eingefroren. Als ich abflog, hatten wir 5 Grad Plus am Tag, was zu der Wärme bis weit in den Oktober hinein ein heftiger Unterschied ist. In Kabul war es schon vor Weihnachten kalt und es hat dort geschneit. In Dubai waren es am 15.12. in der Nacht noch 26 Grad Plus !!!!

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner

  • Nun bin ich seit einigen Tagen wieder in Kabul. Der Rueckflug ab Duesseldorf war diesmal mit einigen Hindernissen versehen.


    In Duesseldorf habe ich schon die Boarding Card fuer den Flug nach
    Zuerich und fuer den Weiterflug nach Dubai bekommen, das war sehr gut.
    Den Koffer hatte ich Sicherheitshalber nur bis Zueich eingecheckt, denn
    ich wollte sicher sein, dass er auf der ANschlussmaschine nach Dubai
    landet. Man kann das Gepaeck auch bis Dubai durchchecken, aber wenn es
    da nicht ankommt, dann gibt es Probleme, das nach Afghanistan
    nachzusenden. So habe ich in Zuerich den Koffer ziemlich fix vom Band
    genommen, aber leider auf Grund von Verspaetungen schon ab Duesseldorf
    meinen Anschlussflug nicht mehr bekommen. Also wurde eine Uebernachtung
    in Zuerich faellig, der Einfachheit halber direkt am Flughafen. Am
    naechsten Tag flog ich dann weiter, mit Swiss Air kein Problem. Super
    Service... Abends um 21.00 h war ich in Dubai, Terminal 1. Mein Gepaeck
    habe ich zu einer Kurzzeit-Aufbewahrung gegeben, denn der Anschlussflug
    nach Kabul sollte erst am naechsten morgen gehen. Ich bin dann mit dem
    Taxi in die Stadt: Abends um 22.00 h noch Verkehrsstaus, wegen hohem
    Verkehrsaufkommen..... Die Stadt schlaeft scheinbar nie. Immer wird
    irgendwo was gebaut, Tag und Nacht... Aber schoener wird es dadurch
    nicht.


    Als ich mein Gepaeck von der Kurzzeitaufbewahrung wieder abholen
    wollte, fehlte mein Koffer !!! Da bin ich ein wenig ausgetickt, das
    gute Stueck hat sich dann aber angefunden. Dann rueber zum Terminal 2,
    fuer den Weiterflug nach Kabul. Dort herrschte das Chaos, teilweise
    schliefen die Leute auf dem Fussboden. Um 05.00 h morgens wurden wir
    dann zur Abfertigung vorgelassen, aber mein Flug mit einer
    Fluggesellschaft namens Pamir verwandelte sich ohne weitere Information
    in einen Flug mit der Linie Afghan Airlines. Das wollte ich eigentlich
    vermeiden, denn die haben keinen guten Ruf. Ausserdem sind sie
    eigentlich Konkurrenten, Allianzen wie in Europa gibt es hier nicht. So
    sind wir dann mit einer alten Boeing 727 von Dubai durch die Wolken
    nach Kabul geflogen, jedes Luftloch war unser..... Warum getauscht
    wurde, weiss ich noch nicht.


    In Kabul wollte ich eigentlich nur 1 Tag bleiben, am 08.01
    weiterfliegen, aber auf Grund von schlechtem Wetter im ganzen Norden
    und Westen des Landes (viel Schnee und Eis) waren alle Flugplaene
    makulatur. Nun werde ich hoffentlich am 12.01.08 weiterfliegen und dann
    wieder in Herat sein.


    Nachtrag: Natuerlich bin ich nicht nach Herat weitergekommen, die
    Fluege dorthin sind bis auf weiteres nicht moeglich. In Herat hat es
    unerwartet einen heftigen Wintereinbruch gegeben, mit viel Schnee und
    Eis. Diese Region ist aber nicht drauf eingerichtet, teilweise wohnen
    die Menschen noch in Lehmhaeusern (auf dem Land). So bin ich nach wie
    vor in Kabul gefangen und versuche jeden Tag, nach Herat zu fliegen. Zu
    fahen, das geht nicht, denn es gibt keine vernuenftige
    Strassenverbindung fuer die 1000 km.....


    http://de.rian.ru/society/20080114/96534795.html



    Mein naechster Flugversuch wird am 19.01.08 sein. Hoffentlich klappt das. Ich habe in den letzten Tagen soviel Tickets gekauft und wieder zurueck gegeben wie noch nie.


    Mittlerweile liegt die Zahl der Toten in der Provinz bei 100 Personen. In einem Dorf, was ich kenne, sollen alleine 40 Menschen erfroren sein. Die Haeuser dort haben alle keine Zentralheizung, so wie wir es kennen. Man behilft sich, so man das Geld hat, mit Oel-, Holz- oder Gasoefen. Die reichen aber nicht fuer ein ganzes Haus, sondern max fuer 1 Zimmer im Haus. Viele Menschen, besonders auf dem Land, haben aber kein Geld, um sich Brennmaterial zu kaufen.

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner