Termine mit der Schrotflinte
Werbeprofi hält der städtischen Marketingagentur Aktionismus vor: "Da fehlt die ordnende Hand." IHK mahnt Nutzenanalyse und Gespräche an. Der Gaststättenverband ist rundum zufrieden.
Kirmes, Radrennen, Kö-Autoshow, Frankreichfest, Ski-Weltcup und und und: Angesichts einer Flut von Veranstaltungen hat IHK-Hauptgeschäftsführer Udo Siepmann eine Gesprächsrunde innerhalb der städtischen Marketinggesellschaft (DMT) angemahnt. "Es langt nicht nur zu sagen, Hauptsache, es kommen viele Leute in die Stadt", betonte Siepmann gestern im NRZ-Gespräch. "Was wir brauchen, ist eine Nutzenanalyse und mehr Transparenz, welche Schwerpunkte wir eigentlich wollen." Die IHK ist einer von mehreren Juniorpartnern innerhalb der DMT - die Mehrheit liegt bei der Stadt.
Anlass sind auch Beschwerden von Händlern, denen die abgesperrte Innenstadt beim Start der Deutschland-Tour sauer aufgestoßen war. Siepmann: "Ein Imagegewinn muss erst einmal solche unwirschen Reaktionen überspielen."
"Düsseldorf hat primär den Handel, deshalb hoffen wir, dass unsere Positionen noch besser berücksichtigt werden", fügt Thomas Thienen hinzu. Der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes sieht in der DMT aber "die gewünschte Schaltstelle".
Siepmann pocht auf Abwägung: Man müsse auch darüber sprechen, welche Zielgruppe man womit anspreche - und welche andere dann womöglich zu Hause bleibe. Auch berge ein "Übermaß an Veranstaltungen die Gefahr, dass die einzelne dadurch abgewertet wird".
Gleichwohl lobt er das Engagement der DMT und räumt ein, "dass im Sport ein gewisser Nachholbedarf ist, eine Lücke zu füllen, die der hier ansässige Sport derzeit nicht füllen kann." Düsseldorf müsse aber in erster Linie auf Qualität und Unverwechselbares setzen. Dazu zähle das Japanfest, "weil es unsere Internationalität unterstreicht, nicht aber ein Winzerfest vor dem Rathaus."
Ähnlich sieht das Ralf Zilligen, Kreativchef des Werberiesen BBDO. "Der Mode-Laufsteg auf der Kö hat gut gepasst, weil er eine Anbindung an Bestehendes geboten hat." So etwas müsse man untermauern, statt wahllos zu veranstalten. Der DMT hält er "puren Aktionismus" vor: "Die füllen mit der Schrotflinte den Terminkalender, da fehlt die ordnende Hand und eine Image bildende Richtung." Ein "gnadenloser Blödsinn wie der Ski-Weltcup" garantiere zwar einen Moment lang Aufmerksamkeit. "Aber es bleibt beim Gag, es ist nichts Profilierendes, wie es zum Beispiel die Jazz Rally ist." Auch Wolfgang Schulhoff, Präsident der Handwerkskammer, hatte unlängst "die Beliebigkeit der Veranstaltungen kritisiert. Ein Autorennen auf der Kö "passt nicht zur charmanten Residenzstadt."
Beim Hotel- und Gaststättenverband dagegen ist man mit der Entwicklung zufrieden. "Das Verbraucherverhalten hat sich nun mal verändert", erklärt Referent Adriano Mattioli, "die Leute gehen nur noch aus, wenn ihnen etwas Zusätzliches geboten wird. Das kann auch etwas Niveauvolles wie Kultur sein."
Kabarettist Manes Meckenstock lehnt "den europäischen Größenwahn, der sich hier breit macht" ab. Die Stadt kümmere sich zu wenig um ihre Wurzeln. "Wenn die Stadt draußen überhaupt ein Image hat, dann ist es kein gutes", klagt der Ur-Düsseldorfer.
Quelle: nrz.de
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Schlecht ist unser Image wohl nicht - aber wenig chrakteristisch. Unrecht haben die Befragten nicht...