2008 ist "Jan-Wellem-Jahr"

  • Wer war Jan Wellem?


    2008 jährt sich der Geburtstag Johann Wilhelms von Pfalz- Neuburg, in Düsseldorf kurz Jan Wellem genannt, zum 350. Mal. Dieses Jubiläum begeht die Landeshauptstadt mit einem ganzjährigen Programm mit Ausstellungen, Konzerten, Lesungen, Vorträgen, historischen Stadtrundgängen, Opern- und Theateraufführungen und einem Fest auf dem Rathausvorplatz. Weitere Infos zum "Jan-Wellem-Jahr" gibt's in Kürze hier. Doch vorab eine hsitorische Grundinfo zum legendären Jan Wellem...



    Johann Wilhelm II.: Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich-Berg, Pfalzgraf von Neuburg


    Geboren im Düsseldorfer Schloss am 19. April 1658, gestorben im Düsseldorfer Schloss am 8. Juni 1716 - dazwischen führte Johann Wilhelm II., Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich-Berg, Pfalzgraf zu Neuburg ein bewegtes Leben als selbstbewusster, prachtliebender Barockfürst, Politiker, Landesvater, Kunstsammler und Musikliebhaber. Er ist im Bewusstsein der Stadt und ihrer Bewohner bis heute der - vermeintlich - wichtigste Fürst, der je hier residierte.


    Tatsächlich hat er seiner Residenzstadt wie kaum ein anderer Herrscher seinen Stempel aufgedrückt, auch und nicht zuletzt, um dauerhaft im Gedächtnis zu bleiben.


    Das Geschlecht der Pfalz-Neuburger


    Die Pfalz-Neuburger entstammten einer Seitenlinie der bayerischen Wittelsbacher und geboten ursprünglich über ein überschaubares Territorium, das sich entlang der Donau zwischen Ulm und Regensburg erstreckte. Sie waren Reichsfürsten und somit nur dem Kaiser untertan.


    Mit dem Erbe der Herzogtümer Jülich und Berg 1609 sicherten sie sich eine bedeutende Ländermasse am Niederrhein und im Bergischen Land. Die anderen Territorien des ehemaligen großen Herzogtums Jülich-Kleve-Berg, nämlich das Herzogtum Kleve, die Grafschaften Mark und Ravensberg, fielen, ebenfalls aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen zum kinderlos verstorbenen Herzog Johann Wilhelm I., an die Kurfürsten von Brandenburg. Auf diese Teilung hatten sich die beiden konkurrierenden Herrscherhäuser im Vertrag von Xanten 1614 geeinigt. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Regierung gemeinschaftlich ausgeübt worden.


    Für seine Familie übernahm ab dem Jahr 1614 Erbprinz Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg die Regierung in Düsseldorf; zu diesem Zweck übersiedelte er an den Rhein. Sein Vater, Herzog Philipp Ludwig, blieb weiterhin in Neuburg. Wolfgang Wilhelm war wie auch sein Vater Protestant. Beide die Erbschaft anstrebenden Familien, auch die Brandenburger, sicherten im Dortmunder Vertrag von 1609 den drei in den Herzogtümern existierenden Konfessionen (Katholiken; Lutheraner; Reformierte) freie Glaubensausübung zu. Wolfgang Wilhelm konvertierte im Jahr 1614 zum katholischen Glauben, dies auch, um die Tochter des bayerischen Kurfürsten heiraten zu können.



    Bei dieser Glaubensausichtung blieb es, auch Johann Wilhelm (Jan Wellem) war zeitlebens überzeugter und praktizierender Katholik. Dies ist für die weitere Lebensgeschichte nicht ohne Bedeutung. Seine Eltern, Herzog Philipp Wilhelm und Herzogin Elisabeth Amalia aus dem Hause Hessen-Darmstadt hatten 17 gemeinsame Kinder, von denen 13 das Erwachsenenalter erreichten. Aufgrund der Heiratspolitik wurde Philipp Wilhelm auch "Schwiegervater Europas" genannt: seine Töchter heirateten fast ausnahmslos Monarchen und trugen dazu bei, dass ein Beziehungsgeflecht von Portugal und Spanien über Parma und Wien bis hin nach Polen geknüpft werden konnte. Auch für die Söhne sollte dieses Politikinstrument genutzt werden, wofür Jan Wellem selbst ein Beispiel ist.


    Er war als Erstgeborener automatisch auch Erbprinz von Jülich-Berg; dass er einmal Kurfürst von der Pfalz werden sollte, war ihm nicht in die Wiege gelegt.


    Quelle: duesseldorf.de

  • Die Akte Jan Wellem im Stadtmuseum


    Er war einer von acht Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches, als Ausnahmeerscheinung sogar berechtigt, den Kaiser zu vertreten. Er stand in Treue fest zum Kaiserhaus und zur römisch-katholischen Kirche. Vor allem aber war Kurfürst Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, in Düsseldorf kurz Jan Wellem genannt, ein Freund und Förderer der schönen Künste - die Folgen seines Wirkens gerade auf diesem Gebiet sind bis heute in der Kunstmetropole Düsseldorf lebendig geblieben. .



    Nun, anlässlich seines 350. Geburtstages, öffnet das Stadtmuseum "Die Akte Jan Wellem" (bis 4. Mai). Mit rund 150 Exponaten lädt die Ausstellung dazu ein, bekannte, aber auch überraschende Facetten des Kurfürsten zu entdecken. "Die Akte Jan Wellem" will nicht nur historische Fakten über den legendären Kurfürsten liefern, sie will auch in die Gedankenwelt einer Person vordringen, die bislang oft ausschnitthaft und reduziert wahrgenommen wurde.


    Die Ausstellung im Stadtmuseum, Berger Allee 2, ist dienstags bis sonntags jeweils von 11 bis18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 3 EUR, ermäßigt 1,50 EUR. Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr haben freien Eintritt.

  • Dieser Artikel von mir ist gestern, 18.2.2008, in der WZ Düsseldorf erschienen: www.thomas-bernhardt-im-web.de



    Jan Wellem als Werbeträger


    Alles Reklame: Vor allem Düsseldorfer Firmen werben mit dem Kurfürst, aber auch eine Transportfirma aus Kleve.


    Hoch zu Ross, grün patiniert und geschützt durch einen Gitterzaun mit Spitzen, das Ganze in einem Karree von vier alten Laternen: So kennt der Altstadtbesucher Jan Wellem, so lieben ihn seine Düsseldorfer. Kein Wunder also, dass es gerade dieses Motiv ist, das immer wieder erscheint, wenn von dem Kurfürsten die Rede ist: in Zeitungen und Magazinen, als Logo für Rubriken, auf Postkarten, T-Shirts und natürlich auch als Logo für das Jubeljahr 2008. Neben den Radschläger-Figuren aus Metall oder Marzipan, neben Schlossturm, Gehry-Bauten oder Lambertuskirche hat sich Jan Wellem als Werbefigur über viele Jahre hindurch etabliert. Nur Heinrich Heine wird als illustratives Symbol für Düsseldorf noch häufiger verwendet – und der träumte einst davon, wie viele Apfeltörtchen man doch für das vom Gießerjungen eingesammelte Edelmetall zur Rettung des Denkmal-Gusses sich hätte kaufen können.


    Düsseldorf wäre wohl keine „Werbestadt“, wüsste man hier nicht, Jan Wellem als Werbefigur oder -motiv immer wieder zu verwenden. Als Beispiele dürfen Monatsschriften oder Heimatblätter aus den Anfängen des 20.Jahrhunderts gelten, die das Konterfei des Kurfürsten groß auf dem Titel tragen. Karikaturisten spannen Jan Wellem ebenfalls immer gerne wieder für witzige Motive ein, als Karnevalsmotiv haben ihn Fernsehzuschauer schon oft in der ganzen Welt am Fernseher gesehen.Ab den 1960ern machte „Mühlensiepen“ Jan Wellem zum Zugpferd für den Verkauf von Zigarillos und Brauereien kreierten das Jan-Wellem-Altbier. Der sonst als weinzechender Regent bekannte Jan Wellem gönnt sich und seinem Ross auch schon mal eine kleine Bierpause: Auf dem Werbemotiv einer anderen Brauerei prostet er einem bierschlabberndem Pferd zu.


    Die „Jan Wellem“ ging auf Walfang – und wurde später gesprengt[/size]


    Ganz edel wird einem zumute, wenn man den Kurfürsten bei Franzen auf der Königsallee als stolzen weißen Porzellan-Fürsten reiten sieht. Dieser Genuss fürs Auge kann dann nur noch getoppt werden durch den feinen Speise-Genuss: mit Zucker, Schokolade oder sonstigen Leckereien. Auch wenn am Anfang des „Jan-Wellem-Jahres“ noch keine Marzipan- oder Schokolade-Reiterfiguren in den Auslagen von „Heinemann“ oder „Otto Bittner“ zu sehen sind, gibt es Jan Wellem zumindest als Aufdruck auf den beliebten Pralinenschachteln. „Jan-Wellem-Kugeln“ von Bittner sind schon im Umlauf und bei Heinemann überlegt man sich, den Kurfürsten auch als Leckerei daherreiten zu lassen.Aber nicht nur in Düsseldorf taugt der Name als Werbeträger. In Kleve etwa gibt es ein Transportunternehmen, das den Namen des Kurfürsten trägt. In Köln schmückt sich eine Apotheke damit – sie befindet sich ausgerechnet an der Frankfurter Straße.Was kaum jemand weiß: Jan Wellem war auch mal der Name eines Schiffes mit bewegter Geschichte.


    1921 wurde es als Frachtschiff mit dem Namen „Württemberg“ in Bremen gebaut und regelmäßig nach New York geschickt. 1936 folgte ein Umbau: zu einem Walfang-Fabrikschiff mit dem Namen Jan Wellem. Der Autor Wolfgang Frank war mehrmals damit auf Tour in der Antarktis und schrieb drei Bücher darüber. Nach diversen Kriegseinsätzen wurde das Schiff von den britischen Besatzungstruppen 1946 gesprengt.Und das Ende der Fahnenstange dürfte noch nicht erreicht sein: Es wird sicherlich noch spannend werden, was man sich in der Werbestadt Düsseldorf dieses Jahr alles zu Jan Wellem einfallen lässt – und wofür der Kurfürst noch herhalten muss...


    18.02.2008 - von Thomas Bernhardt

  • na da trete ich ja in fürstliche Fußstapfen ..


    Ich bin grade Job-bedingt von Jülich nach Düsseldorf gezogen und war mir so gar nicht bewusst welche "alten" Verbindungen ich da neu belebe ;)


    Sehr interessante und informative Beiträge, vielen Dank an den Schreiberling !


    Gruß

  • "Die Akte Jan Wellem"


    Das Stadtmuseum öffnet in der gleichnamigen Ausstellung "Die Akte Jan Wellem" – und nähert sich interdisziplinär der Persönlichkeit des legendären Kurfürsten. Seine familiären Bindungen, politischen Ambitionen und kulturellen Interessen werden in Gemälden, Grafiken, Skulpturen, Modellen, Medaillen, Sprachbeiträgen, Musik, Film und Fotografie präsentiert.


    Felix Timo Rißel führt am Sonntag, 6. April, 11:00 Uhr, durch die Ausstellung im Stadtmuseum, Berger Allee 2. Interessierte sind eingeladen, bekannte und überraschende Facetten der Biografie Johann Willhelms von Pfalz-Neuburg zu entdecken und zu diskutieren.

  • Das Museum Kunst-Palast zeigt im Herbst die Gemäldesammlung von Jan Wellem! Unter dem Motto "Himmlisch - Herrlich - Höfisch" werden rund 150 Bilder, Zeichnungen und Grafiken zu sehen sein.


    Mehr als 1.000 Bilder hatte der Kunstliebhaber seinerzeit in Düsseldorf gesammelt. Die Herzstücke der Ausstellung sind ohne Frage die Rubens-Gemälde. Als leidenschaftlicher Verehrer der flämischen Barockmalerei war der Kurfürst einer der Ersten, der ein Bild des berühmten Malers gekauft hatte. In seiner Gemäldegalerie am heutigen Burgplatz hatte er einen eigenen Rubens-Saal mit über 45 Werken.