Hartz 4 Notfall Terminal

ich habe eine kleine installation vor der düsseldorfer bundesagentur
für arbeit montiert, wer sich beeilt, kann diese vielleicht noch vor ort
sehen, ich bin mir nicht sicher, wie lange sie hängen gelassen wird!
ansonsten gibt es hier einen blick darauf zu erhaschen:

NUR IM FALL AKUTER ARMUT ÖFFNEN

Enthält hygienisch verpackte Basisutensilien des täglichen Lebens.
Bei höheren Ansprüchen kontaktieren Sie bitte Ihren Berater in der
Bundesagentur für Arbeit! Wenn Sie zu viel Geld haben und es sinnvoll
investieren möchten, wenden Sie sich bitte vertrauensvoll an die
Glaubensgemeinschaft Heiliger Schein!
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Das „Hartz 4 Notfall Terminal“ soll niemanden diskriminieren, sondern auf Missstände in der Gesellschaft hinweisen!

Es dient dazu, auf die Arroganz von Besserverdienenden aufmerksam zu
machen und zugleich an die Werte der Solidargemeinschaft zu erinnern.

merh davon auf www.BARTO.BLOGSPORT.de

ein besserverdiener lässt sich nicht an einer zahl festmachen, jeder darf da durchaus seine eigene messlatte ansetzen und sein eigenes feindbild kreieren!

danke schosch und marvin!

und ja ichag, wenn du meinst, dass der besserverdiener so funktioniert, dann is das halt so, man muss nicht immer alles totdiskutieren und tausendmal nachhaken...

danke dir tscharlie!!!

ja, super, genau dafür war es gedacht, es darf ein bisschen zum nachdenken anregen und auch durchaus erheitern, zu viel muss man aber auch nicht dran ruminterpretieren!

Ichag : du kannst gerne ruminterpretieren und diskutieren wie du willst, ich schreibe niemandem vor, was er zu tun und lassen hat, also nur zu!

ich habe dazu und zu dem aktuellen artikel vom fred einen recht passenden artikel in der neon gefunden! ich habe den text jetzt mal komplett kopiert, auf der neonseite gibt es den so nämlich nicht, denoch als quelle:

www.NEON.de , autorin kathrin hartmann, neon ausgabe august 2010

Zitat

Kultivierter Hass

Mit PREKARIATSBASHING versichern sich deutsche „Bürger“ ihres Standes.
Je mehr Statuspanik die Mittelschichtler haben, desto fester treten sie
nach unten. Und schaden sich damit selber.

Die Schwachen unserer Gesellschaft brauchen kein Geld, sondern Joghurt,
Äpfel, Blumekohl und weitere Lebensmittel, die Supermärkte sonst in den
Müll schmeißen. Das scheint zumindest Familienministerin Kristina
Schröder zu glauben. Die Tochter eines Oberamtsanwalt und einer
Immobilienhändlerin lächelt gütig, wenn sie als Schirmherrin der „Tafel“
Essensreste an Bedürftige verschenkt. Wenn sich Schröder dann aber bei
Twitter einloggt, beweist sie, das sie nicht nur moderne Technik,
sondern auch die aktuellen Hassideologie
beherrscht: „Eine Familie in Harzt IV, Kinder, erhält inkl. Elterngeld
1855Euro vom Staat. Netto! Ist das gerecht gegenüber denen, die
arbeiten?“ fragt Schröder. Der überzeugten Perlenohrträgerin gefällt es
jedenfalls, Harzt-IV-Empfängern das Elterngeld zu streichen, während
Topverdiener, wie sie und ihr Mann, Staatssekretär Ole Schröder, weiter
1800Euro netto vom Staat einstreichen, sobald sie das erste von zwei
geplanten Kindern in die Welt setzten.

„Ehrenamtlich gegen Armut- machen Suppenküchen satt und bequem?“ lautet
der Titel einer Sendung von Anne Will, der anklingeln lässt, dass selbst
übrig gebliebenes Essen zu viel des Guten ist und ein knurrender Magen
für „Eigeninitiative“ sorgt. Und dass der Volkszorn nicht der Tatsache
gilt, dass in Deutschland Armenspeisungen nötig sind, sondern den
Bedürftigen selbst: „Die können ruhig mal was tun für ihr Geld und nicht
nur rum sitzen und immer dicker werden“, sagte eine fein gemachte
Bürgerin in einer Straßenumfrage vom Feb. 2010 ( Unterschichtsbashing
ist nicht nur ein Thema fürs Sommerlich). „Ich leg ja auch nicht den
ganzen Tag die Beine hoch und kriege Geld dafür“, findet ein erregter
Mann, der versichert er habe nicht FDP gewählt:“ Die sollte man mal
bemühen, das hier wegzuschaffen.“ „Die“, das sind die
Harzt-IV-Empfänger. „Das hier“ sind die Dreckhaufen, die der Winter auf
den Straßen von Berlin zurückgelassen hat. Und der Unterscheid zwischen
Straßendreck und Langzeitarbeitslose liegt für die Befragten darin, das
man den Straßendreck keine Befehle erteilen kann. 57,2% der Deutschen
finden es empörend, „wenn sich Langzeitarbeitslose auf Kosten der
Gesellschaft ein bequemes Leben machen.“ 49,3% sind überzeugt, dass die
meisten Langzeitarbeitslose auf Kosten der Gesellschaft nicht wirklich
daran interessiert sind, einen Job zu finden. Das sind aktuelle
Ergebnisse der Studie „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ der Uni
Bielefeld. Danach glauben 52% der Deutschen das die Ursache der
Finanzkrise die seien, die den Sozialstaat ausnutzen. Als ob es
Harzt-IV-Empfänger gewesen wären, die mir ihrer „Regelleistung für
Schuhe“ von monatlich 7,64Euro an der Börse gezockt und so Fannie Mae,
Freddi Mac und die Gebrüder Lehmann in den Ruin getrieben hätten.

Seit 2000 ist der Anteil der Deutschen an der Mittelschicht von 66 auf
60% gesunken, knapp ein Viertel der Bundesbürger gehört unteren
Einkommensschicht an. Und je kleiner die gesellschaftlichen Unterschiede
und je größer die Wahrscheinlichkeit des Abstiegs, desto mehr grenzen
sich Menschen nach unten ab. „In der Mitte der Gesellschaft nimmt die
Feindseligkeit gegenüber den Schwachen zu“, sagt der Soziologe Wilhelm
Heitmeyer,, der die Bielefelder Langzeitstudie leitet.

Es ist verrückt. Mehr als die Hälfte der Deutschen fürchtet den sozialen
Abstieg und rechnet damit, dass ihr Lebensstandart sinken wird. Genauso
viele aber haben eine abwertende Haltung gegenüber Harzt-IV-Empfänger.
Nach Jahren neoliberaler Propaganda ist es allgemeine Überzeugung
geworden, das – Leistung lohnt sich ! - der Aufstieg in der Macht es
Einzelnen liege. Weswegen Sanktionen gegen Harzt-IV-Empfänger
(Schmarotzer!) als gerecht empfunden werden, während Steuerbetrüger
(Leistungsträger!) bei Selbstanzeige die Strafe erlassen wird. Dabei
liegt die geschätzte Missbrauchsquote allenfalls bei 1,9%: 72Mio plus
3,7mio Euro Verwarnungs- und Bußgeld mussten Harzt-IV-Betrüger 2009
zurückzahlen, während Steuersünder dem Staat straffrei um mind. 3,4Milliarden betrogen haben.

In ihrem Buch „Hurra, wir dürfen zahlen“, spricht die taz - Redakteurin
Ulrike Herrmann von „ Selbstbetrug der Mittelschicht“ Statt ein System
zu hinterfragen, das die Reichen immer reicher macht, identifiziert sich
die Mittelschicht mit der Geldelite. Dabei leidet auch der
Mittelschichtler, wenn kein Geld mehr da ist für Schulen, Bibliotheken
und Schwimmbäder, weil Reiche kaum Steuern zahlen. Das soziale
Stockholmsyndrom erhöht außerdem die Abstiegswahrscheinlichkeit: Es
legitimiert Entscheidungen zugunsten der Wirtschaftselite wie
Lohnsenkungen („Gürtel enger schnallen“) und den Abbau von
Sozialleistungen („Wachstumsbremse“).

Es gäbe viele Ziele, für die Normalverdiener gemeinsam mit den sozialen
Schwachen kämpfen könnten: bessere Schulen, ein gerechtes
Gesundheitssystem, eine effektive Kontrolle der Banken oder eine Steuer
auf hohe Vermögen. Doch die Mittelschicht inszeniert sich lieber als
„Bürgertum“. Nur steckt dahinter nicht die Idee einer solidarischen
Gemeinschaft, sondern die alberne Fantasie, zu einem besseren Teil der
Menschheit zu gehören. So wird Lena Meyer-Landshut als „Star für den
Bildungsbürgertum“ gefeiert, wie sie einen deutschen Namen, Abi und ein
Diplomopa hat- anders als die Kandidaten von „DSDS“, die ja blöd genug
sind zu glauben, dass sie mit Hilfe von Bohlen aus Unterschicht und
Drogensumpf zum Popstart aufsteigen könnten. Der Historiker Paul Nolte,
der findet, das die Unterschicht nicht immer nur Fastfood essen darf und
das ja auch Karotten gut schmecken, nannte solche Formate
„Unterschichtsfernsehn“. Und meint damit wohl, das Angehörige der
Unterschicht ihresgleichen nicht bloß in der Sozialwohnung nebenan beim
Kinderanbrüllen, Amtsbescheißen und Kettenrauchen zusehen wollen,
sondern das sie das auch noch einmal vor ihrem Flachbildfernseher
erleben möchten, für den sie sich vermutlich verschuldet haben. Anstatt
wie anständige Bürger ein gutes Buch zu lesen. Dabei dienen die
Erziehungsobjekte von Peter Zwegat und der Supernanny vor allem der
Mittelschicht zur Belustigung und zu Beruhigung der Statuspanik: Wenn
die Unterschicht Kevin und Chantal nicht mehr „bitte“ und “danke“
beibringen kann, ist sie ja wohl selbst schuld an ihrem Elend. Solange
die eigenen Kinder altdeutsche Vornamen tragen und man selbst
Begeisterung für Karl-Theodor zu Guttenbergs Gelfrisur und eine
Hannoveraner Gymnasiastin empfindet, wird man schon nicht auf den Boden
der Gesellschaft fallen.

Die Grenzen zwischen den Schichten zeihen nicht nur Einkommen und
Bildung- sondern auch Geschmack. Harzt IV ist der Antilifestyle; Schade,
dass sich die Unterschickeria keine gesunden Äpfel im Biomarkt leisten
kann, weil sie ihr ganzes Geld für Billigwurst im Discounter
verplempert! Das das der Fall ist, weiß die Mittelschicht so genau, weil
sie ja selbst auch manchmal zu Aldi geht. Dort kauft sie Champagner,
ironisch, versteht sich.

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