[15.11.10] Tamms Erbe? Ein Blick auf die Ursprünge der autogerechte Stadt Düsseldorf

  • Schatz, wir müssen mal reden!


    Stadtpolitische Konflikte in Düsseldorf und anderswo [Veranstaltungsreihe Oktober 2010 - Januar 2011]
    Infos unter www.rechtaufstadt.org


    Andrej Holm - Wem gehört Düsseldorf?
    Bilk, Flingern und Oberbilk sind momentan die Stadtviertel in denen rasant Veränderungen zu beobachten sind. Die Inwertsetzung bisher preiswerter Wohnviertel, hat sich zu einem ständigen Begleiter städtischer Veränderungen entwickelt und steht für die neoliberale Version kapitalistischer Urbanisierung. Sanierte Häuser und neue Gewerbenutzungen stehen nicht nur für einen Wandel der Stadt, sondern vor allem für steigende Wohnkosten, die Verdrängung ökonomisch Benachteiligter und die Durchsetzung neuer Sozialstrukturen in den betroffenen Quartieren. Wir machen uns auf die Suche nach diesen Gentrificationprozesse. Was sind Kriterien und Auswirkungen dieser Umstrukturierung? Und vor allem – was kann man tun?
    Andrej Holm ist Stadtsoziologe an der Universität Oldenburg - in Zusammenarbeit mit FGK e.V. / TERZ
    14. Oktober 2010
    19 Uhr - Bürgerhaus Bilker Arcaden
    Bachstraße 145


    Empire St. Pauli - von Perlenketten und Platzverweisen
    Ein Dokumentarfilm von Irene Bude und Olaf Sobczak - 2009
    Im globalen Städte-Wettbewerb setzt sich Hamburg in Konkurrenz zu anderen Metropolen. Stadtentwicklung soll günstige Standortfaktoren für Unternehmen, Investoren und Touristik gewährleisten, die letzten Lücken in der so genannten „Perlenkette“ entlang des Elbufers werden imagebildend geschlossen.
    17. Oktober 2010
    20 Uhr - Glashaus In Zusammenarbeit mit Kulturamt Düsseldorf
    Worringer Platz


    Wohnungsnot & Mieterselbsthilfe in Düsseldorf während der Weimarer Republik
    Mieterselbstorganisation in den 1920er Jahren

    Obwohl nach Ende der Ruhrbesetzung 1923 in Düsseldorf ein Bauboom einsetzte, waren große Teil der Bevölkerung auf der ständigen Suche nach bezahlbaren Wohnungen. Die Stadt ließ zwar im Zuge der Gasolei-Austellung 1926 repräsentative Neubauten errichten und investierte kräftig in die Infrastruktur, plante jedoch an den Bedürfnissen ihrer Bürger und Bürgerinnen vorbei.


    1927 waren ca. 10.500 Düsseldorfer Haushalte und Familien ohne eigenen Wohnraum, knapp 10% des vorhandenen Wohnraums war extrem überbelegt und ein großer Teil der günstigen Wohnungen, gerade in der Düsseldorfer Altstadt, war in einem erbärmlichen Zustand. Zudem waren die Mieten im Vergleich zu den so genannten „Friedensmieten“ nach dem 1. Weltkrieg teilweise um das Doppelte gestiegen, was unter anderem zu Zwangsräumungen führte. Diese Situation führte in vielen Städten zu Widerstand und Selbsthilfe. In Berlin protestierten beispielsweise MieterInnen mit kollektiven Mietstreiks gegen Zwangsräumungen, in Düsseldorf besiedelten Wohnungslose illegal freie Grünflächen und gründeten auf diese Weise „wilde Siedlungen“, wie das Düsseldorfer Heinefeld nahe der Golzheimer Heide.


    Die Historikerin Sabine Reimann zeichnet in ihrem Vortrag die Entwicklung der Wohnungspolitik sowie der Mieterselbstorganisation in den 1920er Jahren am Beispiel der Stadt Düsseldorf nach.
    19. Oktober 2010
    20 Uhr - Brause
    Bilker Allee 233



    Recht-auf-Stadt Hamburg zu Gast bei Freiräume für Bewegung
    02. November 2010
    20 Uhr - Zakk
    Fichtenstr. 40


    City of Favela - Ein Dokumentarfilm
    08. November 2010
    20 Uhr - Linkes Zentrum
    Corneliusstr. 108


    Tamms Erbe? Ein Blick auf die Ursprünge der autogerechte Stadt Düsseldorf
    15. November 2010
    20 Uhr - Brause
    Bilker Allee 233


    Captured zeigt Szenen der New Yorker Lower Eastside.
    22. November 2010
    20 Uhr - Damen und Herren
    Oberbilker Allee 35


    InnenStadtAktionen - Beispiele aus Düsseldorf, Köln und Berlin
    30. November 2010
    20 Uhr - Damen und Herren
    Oberbilker Allee 35


    Tear down the Poor – New Orleans und die Folgen von „Katrina“
    02. Dezember 2010
    20 Uhr - Zakk
    Fichtenstr. 40


    Das Recht zu bleiben - Immobilienspekulation, Verdrängung und Wohnungspolitik
    14. Dezember 2010
    20 Uhr - Zakk
    Fichtenstr. 40


    „Die Häuser gehören uns!?“
    Eine Parole aus den 80igern, als Hausbesetzungen eine politische Aktionsform war.
    09. Januar 2011
    20 Uhr - Linkes Zentrum
    Corneliusstr. 108

  • Ich wollte nochmal dran erinnern... Heute: Andrej Holm - Wem gehört Düsseldorf?



    Stadtpolitische Konflikte in Düsseldorf und anderswo
    Überall im Land bewegt sich was. Nachdem jahrzehntelang PolitikerInnen und StadtplanerInnen das städtische Leben bestimmt haben, regt sich nun Widerstand. Land auf, Land ab sind Initiativen entstanden, die sich die Stadt zurückerobern wollen. Unter dem Motto „Recht auf Stadt“ haben sich unterschiedliche Menschen zusammengeschlossen. Sie protestieren gegen die Umstrukturierung der Städte nach neoliberalen Kriterien. Städtische Güter werden verkauft, öffentliche Räume werden privatisiert. Mittlerweile hat jedeR verstanden, dass es vorrangig um Wirtschaftsinteressen geht, gegen die Interessen der BewohnerInnen.


    Begleitet wird dies von Kürzungen im Sozial- und Kulturbereich. Die sogenannte Hochkultur wird mit Unsummen gefördert. Diese Ausgaben seien wichtig um sich im Konkurrenzkampf der Städte zu positionieren. Es geht darum, ein bestimmtes Bild von Stadt in die Welt zu setzen: Das Bild von der „pulsierenden Metropole“. Im Gegensatz dazu leben viele KünstlerInnen in prekären Verhältnissen und werden kaum unterstützt. Damit geht es ihnen nicht anders, als den meisten EinwohnerInnen. Auf Kosten der sozial Schwachen wird die Finanzkrise bewältigt. Durch massive Sozialkürzungen verarmen immer weitere Teile der Bevölkerung. Damit verbunden sind in letzter Zeit sprunghafte Mietsteigerungen, was wiederum zu Verdrängung und Austausch der Bevölkerung führt. Der Begriff Gentrifizierung macht die Runde. Für PolitikerInnen und StadtplanerInnen ist es mittlerweile zum bösen G-Wort geworden.


    Mit unserer Veranstaltungsreihe wollen wir ganz unterschiedliche Aspekte ansprechen. Wir blicken zurück in die Geschichte zu alten Kämpfen und Protesten, wir schauen außerhalb von Düsseldorf nach, was sich so tut zwischen Hamburg, Istanbul und New Orleans. Letztendlich geht es uns um das Hier und Jetzt, um unsere alltäglichen Kämpfe.
    Schatz, wir müssen mal reden

  • 15. November 2010 | 20 Uhr | Brause | Bilker Allee 233


    Tamms Erbe? 
    Ein Blick auf die Ursprünge der autogerechte Stadt Düsseldorf


    Schon kurz nach dem zweiten Krieg wurde Friedrich Tamms ein Mitarbeiter Albert Speers, dem Lieblingsarchitekten Adolf Hitlers und späteren Reichsrüstungsminister, verantwortlicher Stadtplaner in Düsseldorf. Mit ihm kamen andere junge Architekten nach Düsseldorf, die in der Zeit des Dritten Reiches Karriere gemacht hatten. Schon bald formierte sich gegen dieses braune Netzwerk Widerstand in Form des Düsseldorfer Architektenring, der sich den Vorbilder des internationalen Stils und der Bauhausarchitektur verpflichtet fühlten.


    Mit der Berufung des früheren Leiter der Bauabteilung der „Deutschen Arbeitsfront“, zum Leiter des städtischen Hochbauamts eskaliert Anfang der fünfziger Jahre die Auseinandersetzung, die als „Düsseldorfer Architektenstreit“ bundesweite Aufmerksamkeit fand. Während Tamm und seine Mitstreiter im ästhetischen Fragen gezwungen waren Konzessionenen an die Moderne Architektur zu machen setzt sich am Ende in entscheidenden Punkten das Tamms`sche „Stadtmodell“ durchsetzt. Von dort an entfaltet sich das von Tamms favorisierte Modell der monumentalen und autogerechten Stadt ohne Widerstand.


    Neben einem Rückblick auf die Planungen der Nachkriegszeit möchte der Vortrag u.a. am Beispiel der Berliner Allee und des Umfeld des „tausendfüßler“ zeigen, wie die damaligen Planungen den Düsseldorfer Städtebau bis heute bestimmen. Der Referent ist Stadtplaner in einer Großstadt des Ruhrgebiets.


    Mehr Informationen zur Veranstaltungsreihe unter http://www.rechtaufstadt.org