Hier nochmal nachgereicht der Infotext:
Freiräume für Bewegung
Wir wollen eine Bewegung ins Leben rufen, einen Zusammenschluss alternativer Kunst- und Kulturschaffender in Düsseldorf! Denn abseits der etablierten Kunstpaläste, Kulturhäuser und Events gibt es in Düsseldorf eine große, sehr aktive Szene, die sich für ein selbstbestimmtes Leben und kreative Freiräume engagiert.
Einerseits wirbt die Stadt Düsseldorf mit dieser Szene, den FreiräumlerInnen, die die bunte, facettenreiche Kunst- und Kulturmetropole Düsseldorf ausmachen. Aber auf der anderen Seite wirft die Stadt Düsseldorf diesen Vereinen und Gruppen, die sich für ihre Kultur engagieren ständig Steine in den Weg und Knüppel zwischen die Beine. Der Handel freut sich über die Massen an Touristen und die Stadt zählt die Gewerbesteuereinnahmen – während wir für unser Recht auf Selbstverwirklichung und um das Überleben unserer Freiräume kämpfen müssen. Das scheint paradox?
Unsere Stadt, die wir selbst gestalten und lebendig organisieren, liegt inmitten der kommerziellen, offensichtlichen Stadt! Abwechslungsreich, kreativ, bunt, innovativ, toll ist unsere Stadt und bildet einen Kontrast zur leblosen grauen Stadt des Mainstreams. In kleinen Kunstvereinen seht ihr die neuen Künstler unserer Stadt, die neuen Bands, Schauspieler. Touristenbusse und BesucherInnen schauen sich in Führungen über die Kiefernstraße unser alternatives Leben an; Kunstvereine wie Damen und Herren und Metzgerei Schnitzel werden in der Frauenzeitschrift Brigitte oder im Düsseldorfheft von Merian beworben; der Malkasten ist deutschlandweit bekannt und zur langen Nacht der Museen oder dem Akademie-Rundgang werden unzählige Touristen empfangen. Tausende Sachen mehr nutzt die Stadt Düsseldorf, um sich als Kunst- und Kulturmetropole in der Öffentlichkeit darzustellen und Touristen aus der ganzen Welt in die Landeshauptstadt zu locken – aber auf Kosten derer, die die Kultur ausmachen, herstellen, erfinden, ermöglichen, erleben, weiterentwickeln und dafür ihre Zeit hergeben!
Deswegen fordern wir das Recht auf unsere Stadt!
Die Stadt Düsseldorf lässt uns bisher alleine mit Anfragen nach Atelierräumen für KunstakademiestudentInnen in der Innenstadt; das Angebot von Farbfieber, Kunst im öffentlichen Raum zu machen, z.B. kostenlos die Bemalung so genannter Unorte (u.a. Unterführungen) durchzuführen, blieb unbeantwortet; die gravierend schlechte Situation für MusikerInnen in Düsseldorf aufgrund fehlender Proberäume wird hingenommen. Die Ahnungslosigkeit der zuständigen Behörden zeigt sich allerseits.
Gegen diese Probleme haben wir uns bereits engagiert und werden miteinander für die politische Mitsprache, die konkrete Mitgestaltung und aktive Teilnahme in der eigenen Stadt einstehen. Wir wollen Kultur selbst organisieren und eigene Orte gestalten sowie dem Konsum von Orten eine Form der Selbstbestimmung entgegensetzen. Wir agieren entschieden gegen die Privatisierung des öffentlichen Raumes und schaffen Orte für unterrepräsentierte Szenen und Gruppen. Wir wollen die Beschneidung alternativer Kultur und selbstbestimmten Lebens in Düsseldorf stoppen, denn was in anderen Städten wie Hamburg, Berlin und *öln schon lange Thema ist, hat in Düsseldorf Einzug erhalten. Wenn man in Flingern die Besitzer von Szene-Boutiquen ihre Schaufenster schrubben sieht, dann kann etwas nicht stimmen! In der Nacht zum Shopping Event "Flingern at Night" sprühten Unbekannte auf mehrere Häuserfronten entlang der Flingeraner Einkaufsmeile Slogans wie "Fuck Yuppies" und das politische Schlagwort "Gentrifizierung", um dessen Entfernung sich die Ladenbesitzer am nächsten Tag sichtbar bemühten. DieTageszeitung Rheinische Post stellte fest, dass es sich hier um den Protest einer marginalisierten Schicht gegen die Stadtteilentwicklung in Flingern handeln müsse.