Die Definition einer Südterrainwohnung habe ich lirgendwo fehlinterpretiert. Ich ging nämlich davon aus, dass es sich hier um eine "sonnige" Objektlage handelt, welches in die Himmelsrichtung SÜDEN ausgerichtet ist
Für alle die es noch nicht wissen. Diese Angabe in einer Anzeige hat überhaupt nichts mit der Himmelsausrichtung zu tun. Sondern mit den Höhenmetern zu der Erdebene (Terrain)!! Hier aber die Anekdote wie ich meine Erfahrung sammelte:
Es war wieder eine Zeitungsannonce. Eine 60qm Wohnung mit Südterrasse in Rheinnähe. Und das für schlappe 410€ inkl. NK, zzgl. Hzg.
Ich wählte also gespannt und im Vorfeld erregt, die angegebene Festnetznummer. Prompt kam eine Ansage mit einer Mobilnummer. Notiert -> gewählt... Was ich hörte war eine Ansage mit der Festnetznummer, welche ich 10 Sekunden zuvor in die Tasten gehauen habe.. Innerlich dachte ich schon an das Vermögen was wohl gerade mit meinem Telefonanbieter abgerechnet wird, sollte es sich hier um eine versteckte, teure, Verarsche handeln...
Nach etwa 5 Minuten werde ich angerufen. Schnell stellt sich heraus, dass es der Mensch ist, welcher zu dieser Anzeige gehört.
Eine halbe Stunde lang hörte ich dem netten Mann zu:
„400m Luftlinie zum Rhein“
„Sehr ruhige Gegend“
„Nette Nachbarschaft“
„Die ganze Wohnung hat große Fenster und ist komplett nach Süden ausgerichtet“
„Sie schauen über die Felder fast bis zu Rhein“
„Eine große und sonnige Terrasse“
„Perfekt für die Entspannung nach einem ereignisreichen Tag“
„Eine Wohlfühloase“
"Es gibt keinen Haken"
Nach der halben Stunde lechzte ich förmlich nach diesem Objekt. Ich habe gesabbert!! (Bedenkt bitte dass der Blick in das momentane Kopfkino nicht gerade appetitliche Bilder erzeugen könnte)
Da es sich um einen etwas teureren Stadtteil handelt, war mir diese Besichtigung wichtiger als zwei andere die ich am nachfolgenden Tag terminiert habe. In Anbetracht der Wegstrecke.. habe ich die anderen selbstverständlich abgesagt.
Ein Blick auf die Karte und Erreichbarkeit mit Bus und Bahn, entblößte folgendes:
- Von der Arbeit aus eine Stunde Fahrt, da es regnen sollte nehme ich das in Kauf anstatt gute Klamotten auf dem rad zu versauen
- Die Radstrecke würde doch tatsächlich knappe 10min betragen um auf der Arbeit zu sein
- Die letzte, das Ziel erreichbare Haltestelle ist einen 15minutigen Fußmarsch, teils durch die Pampa von Blumenplantagen, entfernt.
- Zum Einkaufen würde ich eine halbe Weltreise starten
Aber sollte das Objekt doch jeglichen Luxus übersteigen wäre ich auch bereit all dies in Kauf zu nehmen.
Nach einer gefühlten 3h-Reise war ich knapp vor der angegebenen Adresse.. Durch solch einen Nobelviertel, wo man dem Hausbewohnern in die Überwachungskamera winken kann, zu marschieren ist schon beschämend ohne das entsprechende Automobil. Egal.. aufgemotzt und dennoch verdammt klassisch-seriös stampfte ich zwischen den Ackern weiter...
„Am Ende des Tunnels kommt auch ein Licht!“ - Ich erblickte etwas wie einen Bauerhoff. Direkt dahinter befand sich die vermeidliche Immobilie. Doch treffen sollte ich mich mit dem Besitzer vor seinem Familienhaus... dem Bauernhof... Nach kurzer Wartezeit war ich mutig genug zu schellen. Empfangen wurde ich von einem Herrn, weit über die 60.. einen Bauern halt
(Dabei möchte ich doch bitten.. und eine Bemerkung zur Schrift niederlegen, dass ich überhaupt nichts gegen das Landleben habe. Schließlich bin ich selbst solch einem entsprungen und gehöre zu der wohl geringsten Sorte einer modernen Frau, die ein Schwein aufziehen kann, die Schlachtung bewältigt um die Sau anschließend, fachgerecht in jegliche Nahrungsprodukte umwandeln kann)
Da der Herr ja nur der Vater des Vermieters ist wurde prompt ein typischer Bauernname durch das Haus gegrölt. Erst als DER Vermieter/Eigentümer/Sohnemann tastend um die Ecke kam, ich seine Brille erblickte und er zur Begrüßung meine Hand suchte, wurde mir bewusst, dass aus dem Regenschirmständer neben mir auch zwei Blindenstöcke herausragten.
Nach kurzer Begrüßung ward ich wieder an den Vater weitergeleitet der mich zu dem Haus nebenan bringen sollte um mich an die Bewohnerin der sehenswürdigen Wohnung zu reichen.
Ein niedliches 4-Parteien Haus was äußerlich einen guten und sehr gepflegten Eindruck machte. Die Eingangstür geöffnet trat ich in das Treppenhaus ein und schaute schon glücklich, erfreut in die Hochparterre.
„Hallöchen!“ sagt eine Frauenstimme. Die Zeit mir zu überlegen, dass Etwas nicht stimmt, da dieses Geräusch definitiv nicht von Oben ausm Treppenhaus kam, hatte ich nicht. Reflexartig steuerte ich meinen Kopf in die Schallwellen-Richtung... und blickte auf das was die meisten, ihrem Wortschatz als Keller entnehmen würden, runter..
Der Opa hinter mir - natürlich schon weg. Ich - einen Weiten Weg hinter mir.. "OK wenn ich schon hier bin und die Frau mich da nett anlächelt, schaue ich mir den Keller an bevor es zur Wohnung rauf geht".. Noch betrübter und sprachloser schaute ich drein als ich hinter der moderigen Tür nicht den Wäschekeller oder vllt. hauseigenen Schwimmbad erblickte.. Ich stand plötzlich in DER Wohnung!
- Eine Südterrainwohnung ist eine Kellergeschosswohnung!
- Klein, dunkel, grottig, zwar ordentlich sauber doch muffelnd..
- KLEIN.. so verdammt klein!!
Ich stehe im Wohnzimmer, was so groß ist wie meine jetzige Küche!!.
Alles geht so schnell, ich glaube ich schlafe.. So schnell und gleichzeitig so verdammt langsam, dass ich das Gefühl habe alles in Zeitlupe wahr zu nehmen!! „Hat mir einer was ins Glas getan???“
- Die Küche ist mein jetziges 4,65qm Badezimmer mit genau der gleichen, begehbaren Fläche von 1,74 qm!!
- Das Schlafzimmer.. Wahrlich nicht der Rede wert!!
- Die Fenster(chen).. kann man so was überhaupt Fenster nennen??
- Und die Terrasse? = hat eine Fläche vom Durchschnittsbalkon, bis zu meiner Brusthöhe eingemauert.. Ich stelle fest, dass sich meine schmerzenden Füße gerade 1,25m unterm Meeresspiegel befinden.. und die Frau da labbert mich zu und präsentiert die selbst gezogenen Tomaten, und dass sie diese beim Umzug auch in Töpfe verfrachtet und mitnimmt!!
Frau X: „Stimmt etwas nicht? Sie schauen so bestürzt?“
Ich: „Ja. Wo sind denn die restlichen 35qm dieser Wohnung? Es sollen laut Absprache 60 sein“
Frau X: „60?? Nein.. Das sind knappe 55.“
Ich: „Gute Frau, bei allem Respekt, ich bekomme hier meine Möbel nicht rein“
Die zwei, höflichkeitshalber nicht ausgesprochenen Gedanken, drohen mich zu verschlingen
1 – „Hat der Vermieter diese Kaschemme jemals „gesehen“?“
2 – „Natürlich nicht. Wenn er sich hier überall durchtasten muss sind es genaugenommen schon 64,03qm“
Frau X: „Soll ich Ihnen zeigen wie man die Fußbodenheizung einstellt?“
Ich: „Entschuldigen Sie bitte, aber ich werde jetzt gehen. Das einzig positive was ich dieser Behausung entnehme ist, dass ich die Küchenkräuter fast auf Augenhöhe ernten kann. Guten Tag.“