Beiträge von Poweruser

    Sich in kurzen Hosen in der Öffentlichkeit zeigen, ist hier eigentlich verpönt, man macht es nicht. Aber wir sind in Afghanistan...
    Sport in Afghanistan, das ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Es gibt keinerlei Sporthallen, kaum Rasensportplätze, wie wir sie kennen. Meisterschaftsspiele, in irgendwelchen Ligen, gibt es nicht, niemand hat das Geld, für so einen Luxus hin und her zu reisen.


    In Kabul gibt es ein großes Stadion, was aber eigentlich nicht genutzt wird. Es sieht auch, zumindest von außen, sehr baufällig aus. Zu Taliban Zeiten wurde es für Exekutionen und Steinigungen genutzt.


    Mädchen dürfen eh keinen Sport betreiben, wenn Männer zuschauen. Und selbst ohne Zuschauer geht es nur in langen Kleidern. Es könnte ja jemand ein Stück Haut sehen.


    Favorisiert ist eine Sportart, die ein bischen typisch für das Land ist: Bushkashi. Da reiten ein Haufen Männer mit ihren Pferden herum und versuchen, sich gegenseitig den Kadaver eines toten Kalbes abzujagen versuchen. Brutal, aber typisch. Hier in der Gegend ist mehr der Ringkampfsport beliebt, so sagen die Kollegen.




    Im Park, mitten in der Stadt, gibt es einige Bolzplätze und auch zwei Tenniscourts habe ich überraschender Weise gesehen. Auf einem spielten 2 Männer Tennis, in T-Shirt und kurzen Hosen. Was, siehe oben, sehr ungewöhnlich ist. Ich würde, trotz der Hitze, schon jetzt haben wir tagsüber um die 30 Grad und es ist noch kein Hochsommer, niemals mein Gelände in kurzen Hosen oder Bermudas verlassen.



    Freizeitmässig treffen sich die wenigen Internationalen einmal wöchentlich privat. Andere Möglichkeiten gibt es hier sonst nicht, auf anderen öffentlichen Plätzen müßten die ausländischen Frauen sonst auch abends ein Kopftuch tragen

    Wasser, ein Lebenselixier, wichtig wie nix anderes...
    Besonders wichtig in einer Region wie dieser. Hier sind jetzt schon Temperaturen um die 30 Grad, und es wird noch viel wärmer. Da ist sauberes Trinkwasser lebenswichtig. Die Wasserversorgung in Herat ist nach den Kriegen völlig zusammengebrochen gewesen. Seit 4 Jahren versucht man wieder, das alles zu reparieren. Und man ist sogar dabei, mit Hilfe von ausländischen Experten, die Hausanschlüsse zu verlegen. Das heißt: kein Wasser mehr aus dem Brunnen, sondern sauberes Wasser aus dem Hahn. In Kabul gibt es sowas, bspw, nicht, da kommt das Wasser per Pumpe aus dem Brunnen. Und man kocht besser nicht damit.


    Dazu gibt es, außer in Herat, in den Satelliten Städten Wasserwerke, die die einzelnen Regionen mit Wasser versorgen sollen. Die Pumpen dazu werden mit Strom angetrieben, der zwar schon in den Dörfern angekommen ist, aber noch nicht an allen Pumpen. Dort wird der Strom nach wie vor per Generator erzeugt.


    Um mir das mal anzusehen, bin ich gestern mit Ingenieuren der Herater Wasserversorung in 2 Distrikte gefahren. Aus Sicherheitsgründen fährt man außerhalb der Städte besser mit 2 Fahrzeugen mit Funkverbindung und mit einheimischen Fahrern.


    Beide Provinzen liegen zwischen der Grenze zum Iran und der Stadt Herat. Man fährt ca 20 km auf einer Teerstraße, die auch zur Grenze führt. Nach den 20 km geht es dann querfeldein über Stock und Stein. Und das alles eben auch bei großer Hitze, wie sie hier schon herrscht. Das schlaucht natürlich, deswegen haben wir uns zum Abschluß noch was besonderes gegönnt: Wir haben uns eine Seidenfarm angesehen, wobei, da waren nur die Raupen aktiv.

    Gestern las ich auf der Internetseite der Tagesschau eine interessante Geschichte. Der Präsident der Republik Afghanistan war in die Provinz Shindan gereist, um dort mit den Bürgern zu sprechen. Die Amerikaner waren wohl, bei Hausdurchsuchungen nach flüchtigen Talibs, etwas rustikal vorgegangen, mit einigen Toten. Und dagegen haben sich die Leute aufgelehnt. Der Tenor der Geschichte war, dass die Amerikaner mal wieder die Bösen waren.


    Shindan ist eine Provinz, die vom Wasserwerk Herat mit Trinkwasser versorgt wird. Dort gibt es eine Pumpstation und dort werden auch Hausanschlüsse für die Einwohner verlegt. Was nicht selbstverständlich ist, in Kabul gibt es so was nicht. Ich hatte schon vor 2 Wochen erfahren, daß wir diese Provinz zurzeit nicht besuchen, es ist zu unruhig da. Gestern sprach ich mit meinen Kollegen darüber. Und erfuhr, dass die Leute dort seit vielen Jahrzehnten schon gegen jegliche Obrigkeit sich auflehnen, auch mit Gewalt. Sie akzeptieren keine Regierung und keine Verwaltung, die von der Regierung Weisungen entgegennehmen muss. Seit jeher unterstützen sie alle, die gegen die Regierung sind, nun eben auch die Taliban. Meine afghanischen Kollegen, die alle hier geboren und aufgewachsen sind, trauen sich, auch privat, nicht dorthin, weil sie sich nicht sicher fühlen. Sie bezeichnen die Leute dort als "schlechte Menschen", was im hiesigen Kontext schon sehr schlimm ist. Die Mitarbeiter, die dort die Anlagen warten, arbeiten und leben unter extremen Druck, wie sie selber mir gestern gesagt haben (wir hatten sie zur Schulung da). Da es aber kaum andere Arbeit für sie gibt, haben sie keine andere Chance. Oder sie müssen die Provinz verlassen und woanders ihr Glück versuchen.

    3 tote Soldaten, und Deutschland ist in Aufruhr....


    Vor einigen Tagen passierte der Anschlag in Kunduz. 3 tote Soldaten, 2 - 3 verletzte Soldaten, Tote und Verletzte Zivilisten. Schrecklich, eine Tragödie für die Angehörigen, denen man natürlich Kraft für die kommende Zeit wünscht.


    Die Debatten in Deutschland schwillen an, Spezialisten aller Coleur ergehen sich in allerlei Forderungen. Die "beste" kommt von der LINKS-Partei: Raus aus dem Land. Das ist schön populistisch und kommt bei manchem Wähler gut an.


    Wir müssen uns vor Augen halten: Soldaten sind nun mal auch zum kämpfen da, sie werden an Waffen ausgebildet und nicht an Wattestäbchen. Die meisten Soldaten, die ich kennengelernt habe, sind auch hier, weil es ein schönes finanzielles Zubrot gibt, 90 € pro Tag netto steuerfrei. Bei einer Einsatzzeit von 4 Monaten rechnet sich das. Einige machen ja schon den 2. oder 3. Einsatz hier. Und man darf nicht vergessen: Alle sind freiwillig hier, niemand wird gezwungen.


    Was machen wir eigentlich noch hier, so wird sich mancher in Deutschland fragen. Die LINKS Partei hat ja, siehe oben, schon ihre fertige Antwort gegeben.


    Die Frage stellt sich hier nicht. Wir sind hier, um das Land, nach 25 Jahren Krieg wieder nach vorne zu bringen, auch im Eigeninteresse. Wollen wir wirklich wieder Taliban, die die Welt im Atem halten, unsere Art zu leben, bedrohen (siehe 11.September 2001), wollen wir wieder Flüchtlinge, die nach Europa strömen ? Doch sicher nicht.


    Eigentlich muß auch jedem klar sein, daß der Aufbau hier ein langer Prozess ist. Die Frage stellt sich vielleicht, ob die Strategie des Einsatzes hier sich ändern muß. Meines Erachtens muß noch viel mehr Geld in die Entwicklung des Landes, Entwicklung der Projekte hier gesteckt werden, da kommt noch viel zu wenig an. Eine Arbeitslosenquote von geschätzt 60 % ist ein guter Nährboden für Extremisten. Niedrigere Quoten und bessere Allgemeinbildung als hier haben in Europa im vergangenen Jahrhudert für 2 Weltkriege gesorgt.


    Wenn man dann noch bedenkt, daß, wer keine Arbeit hat, entweder, wenn er Glück hat, von der Familie ernährt wird oder betteln geht (es gibt keinerlei soziale Absicherung wie in Deutschland), dann kann man erahnen, wie schnell sich nach wie vor die Situation verschärfen kann. Niemand hier, den ich kenne, will die Talibs zurück haben, zumindest nicht im relativ wohlhabenden Norden. Aber eben diese Talibs scheren sich nicht um die Meinung der Leute, sie setzen ihre Vorstellung mit Gewalt um. Teilweise sind sie in den Vorstellungen der Lebensweise auch von einigen Stämmen im Süden des Landes nicht so weit entfernt.


    Und nun dieser Anschlag. Es gab aber danach noch viele kleinere Anschläge, die sich gegen Afghanen richteten, aber diese schaffen es nicht bis in die Tagesschau.


    Nun stellt sich die Frage : Warum lassen die Afghanen sich das gefallen ? Es gibt keine allgemeingültige Antwort darauf. Meine ist
    daß die Leute einfach zu müde und lethagisch sind. Jeder ist nur darauf bedacht, seine Arbeit zu erhalten und seine Familie zu ernähren. Alles andere ist unwichtig.


    Auch der Tod von 3 deutschen Soldaten, so bitter das klingt. Bei den Afghanen und in den hier spärlich vorhandenen Medien ist das kein Thema.


    Wie geht nun die internationale Gemeinschaft hier damit um ? Ich kann nur von mir sprechen: Man spricht drüber, diskutiert, und dann geht man zur Tagesordnung über. Alles andere funktioniert nicht.

    Zitat

    Original von SCHoSCH


    Wen interessiert opinio.de wenn es die DC gibt? ;)


    Auch richtig. Nun bin ich seit letzter Woche hier in Herat, wohne in dem Haus eines Deutsch-Afghanen zusammen mit einer Frau aus Hamburg, die hier für den Deutschen Akademischen Austauschdienst an der Uni arbeitet. Nadjib, der Deutsch-Afghane, hat hier aus eigenen Mitteln einen Fernsehsender aufgebaut. Er arbeitet normalerweise beim NDR, hat sich für 2 Jahre unbezahlt beurlauben lassen. http://www.herai-tv.net/. Leider muß er in den nächsten Wochen wieder zurück, die Beurlaubung läuft ab. Schade, er ist der Mieter des Hauses. Er ist ein netter Kerl, die Wohnmöglichkeit habe ich über einen Freund hier bekommen. So läuft das. Man kann auch zum Makler gehen. Ich habe mir mit der Mitbewohnerin auch schon ein anderes Haus angesehen, mit einem tollen Garten mit Pool, aber das Haus selber war Schrott und zu teuer. So werden wir erstmal in unserem Haus wohl wohnen bleiben. Einmal die Woche findet eine sogenannte "Mobile Bar" statt, wohl immer in einem anderen Haus bei anderen Organisationen, organisiert von einem Freund von mir. Gestern war ich das erste Mal dabei. Das ist gut, da bekommt man Kontakte. Heute gehe ich mit einigen von diesen Leuten, die schon länger hier leben, in die Berge, ein bischen wandern. Ich bin sehr gespannt.


    Bilder gibt es bisher unter www.fotos.web.de/heiner.toe/Herat_2

    Nun habe ich es doch wieder gemacht: Nachdem ich von 2004 bis 2006 für den DED (www.ded.de) in Kabul war, habe ich mich nochmal entschieden, für 1 Jahr wieder für den DED hier runter zu gehen


    Diesmal werde ich in Herat leben, dort ist ein Wasserwerk, was noch ein bischen kaufmännische Hilfe braucht.


    Am 15.04. bin ich von Frankfurt über Katar und Dubai nach Kabul geflogen, gestern morgen war ich hier. Die organisatorischen Dinge werde ich in den nächsten Tagen erledigen, außerdem ein paar Freunde wiedertreffen. Und am Samstag fliege ich von hier nach Herat.


    Um den Fragen vorzubeugen: Ja, ich weiß, das gestern in Kunduz ein Anschlag war. Ich weiß auch, daß das hier manchmal ein wenig gefährlich ist. Aber schön ist es auch.

    Ende September fliege ich wieder zurueck nach Deutschland, bin dann fuer eine laengere Zeit da. Bis dahin muss ich mich mit dem Ticker begnuegen, aber dann werde ich sicher mal wieder in der Halle sein.

    KRITIK AM BUNDESTRAINER


    Maul-Fouls gegen Klinsmann


    "Grinsi-Klinsi", "Egoist" und "Sturkopf" - Jürgen Klinsmann hat in den vergangenen zwei Jahren viel Kritik einstecken müssen. SPIEGEL ONLINE dokumentiert die verbalen Fouls von Beckenbauer, Effenberg und Co.



    Hamburg - An Jürgen Klinsmann schieden sich die Geister. Wohl kaum ein Nationaltrainer wurde so geliebt und beschimpft. Anfangs war er der gelobte Fußballgott, der erste vollamerikanisierte Nationalmannschafts-Headcoach, dann wieder "Grinsi-Klinsi" und "mehr Guru als Stratege"......


    http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,426320,00.html

    Bin ich froh, dass ich hier in Kabul sowas alles nicht mitbekomme und das auch eigentlich nicht nur raeumlich weit entfernt ist. Schade, dass er nicht weitermacht, ich haette das gerne gesehen. Denn bei der WM hat er allen eine lange Nase gedreht, die ihn vorher in die Pfanne gehauen haben. Im Grunde genommen tut er das jetzt sogar noch mal.

    Zitat

    Ich habe zu viele Gedanken an einen glücklich-sonnigen WM-Titel verschwendet, als das ich jetzt so einfach zurückstecken könnte.


    O.k, aber sei doch mal ehrlich, Du hattest eine Super Zeit mit der Mannschaft, sie haben das Land in einen Rausch versetzt. Und wenn die Jungs dann noch ein bischen cleverer werden, dann wird es auch was mit dem Titel. Vielleicht sehen wir ja am Samstag noch einmal begeisternden Fussball...

    Zitat

    Original von [Shadow]


    wen interessiert der dritte, der zweite ist ja schon verlierer ?(


    Warum eigentlich ? Der 2. Platz bei einer WM ist aller Ehren wert. Auch der 3. ist nicht zu verachten. Ich bin es leid, wenn immer nur die 1. Plaetze gezaehlt werden. Sicher, jeder will gewinnen, aber die, die dann eben nur 2. Sieger sind, sind ja auch nicht zu verachten.

    Schade, schade, das Spiel hat gut ausgesehen. Zumindest von beiden Seiten bis zum 16er, dann war ueberall Schluss. Ballack hat mir wieder mal nicht gefallen, er ist nie richtig in Tritt gekommen. Auch bei den vorherigen Spielen. Hier wurde heute morgen auf BBC ein Reporter von dem deutschen Sender RBB interwiewt, der sagte, er wundere sich sehr, dass Chelsea soviel Geld ausgegeben haette.


    Schoen. Ich habe hier eine belgische Kollegin wohnen, der werde ich ein paar davon weitererzaehlen. Die Nachbarschaft zu den Hollaendern ist wohl nicht so gut........