Warum Männer eine "Toiletten-Therapie" brauchen

  • Uni Düsseldorf sucht Versuchspersonen

    "Kleine Geschäfte" erledigen manche Männer gern im Freien. Besonders im Sommer sieht man sie vor Häuserwänden oder Bäumen stehen und in aller Öffentlichkeit ihre Duftmarken setzen. Doch das ist nicht jedermanns Sache. So mancher Mann kann sich nur in ganz privater Einsamkeit erleichtern. Schon ein normales öffentliches Klo ist für ihn ein Ort des Grauens. Genau diese Spezies ist Objekt einer Studie der Uni Düsseldorf, für die noch Versuchspersonen gesucht werden.
    Bei der Vorstellung, sich in aller Öffentlichkeit oder in trauter Männerrunde im Urinal zu erleichtern, könnten solche Toiletten-Phobiker vor Scham im Boden versinken. Aber auch die "private Einzelkabine" ist keine Hilfe. "Schließlich könnte man ihn hier ja immer noch bei seinem Geschäft belauschen", erläutert Psychologe und Versuchsleiter Philipp Hammelstein.


    Und so legen die Betroffenen ein recht absonderliches Verhalten an den Tag, um öffentliche Toiletten erst gar nicht betreten zu müssen – oder wenn, dann nur allein. Wenig Trinken ist oberstes Gebot. Auf der Arbeit liegt ein solcher Mann auf der Lauer, um erst dann in die Kabine zu huschen, wenn garantiert kein Geschlechtsgenosse anwesend ist. Bars und Kneipen sind ihm aus naheliegenden Gründen ebenfalls ein Gräuel.



    Immerhin 2,7 Prozent der Männer sollen einer repräsentativen Studie zufolge in Deutschland an der Angst vor dem Aufsuchen öffentlicher Toiletten leiden. Paruresis nennen Wissenschaftler das Syndrom, das auf den ersten Blick sehr komisch wirkt, den Alltag der Betroffenen aber ernsthaft einschränken kann. Der Weg zu kompetenter Hilfe ist oft lang. "Fachärzte sind meist schlecht oder gar nicht informiert. Oft sind es erst Selbsthilfeforen im Internet, die den Weg aus Beschämung und Isolation ebnen", weiß Wissenschaftler Hammelstein.


    Seit zwei Jahren läuft seine Studie schon. Rund 40 erkrankte Männer hat er bislang untersucht und behandelt – und zwar ganz handfest vor Ort. Im Auftrag der Wissenschaft erleichterten sich die Teilnehmer im öffentlichen "Örtchen". Vorher und nachher wurden Herz- und Blutdruckwerte sowie die Ausschüttung von Stresshormonen gemessen und auch die fürs "Geschäft" benötigte Zeit. Dann standen ein Fragebogen sowie ein Interview über Vorstellungen von Männlichkeit und soziale Ängste auf dem Programm.


    Erste Studienergebnisse liegen nun vor. „Die Störung entsteht in der Regel in der Pubertät und bleibt bestehen, wenn sie nicht fachgerecht behandelt wird", erklärt der Psychologe. Meist seien sozial ängstliche Männer betroffen, denen aber in rund zwei Drittel der Fälle mit einer Verhaltenstherapie gut geholfen werden könne.


    Zum Abschluss seiner Studie sucht der Psychloge nun symtpomfreie Versuchspersonen, um die Ergebnisse seiner Studie durch eine Vergleichsgruppe abzurunden. Der Auftrag ist bekannt: Urinieren im Auftrag der Wissenschaft.



    http://www.rp-online.de/public…dtoday/news/aktuell/57723

    Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.


    Erich Kästner