Nachdem ich die Menschheit, Nein ....alle Hamster dieser Welt, gerettet habe,
habe ich tatsächlich den einzig wahren Tempel, meine ganz persönliche Gebetsstätte betreten: den Baumarkt.
Gardinenkauf ist jetzt wirklich nicht ein Einkaufserlebnisse das ich als eine höhere spirituelle Erfahrung empfinde.
Ich verstehe auch nicht, wieso ausgerechnet Baumärkte unbedingt Gardinen und Hamster verkaufen müssen.
Ich sollte mit dem Marktleiter mal ein ernstes Wort reden
oder
meinen Tapeziertisch aufbauen, eine Unterschriftenaktion durchführen, eine Demonstration organisieren,
die Polizei rufen und den Marktleiter abführen lassen.
Was die wenigsten wissen und der Weichei Baumarkt Marktleiter sowieso nicht,
der Fred ist rebellisch,
früher habe ich Häuser besetzt, gegen Atomkraft demonstriert, habe mich an Gleise fesseln lassen, habe mich von Wasserkanonen umpusten lassen und von mehr oder weniger (eher weniger) lustigen Polizeibeamten durch die Gegend tragen lassen, und jetzt kommt es,
als Jugendlicher Rebell habe schon mal Hasen aus der Uni befreit, was mir aber 10 Sozialstunden im Tierheim einbrachte. Bei meiner Hasenaktion war ich …. sagen wir mal, weniger geschickt.
Ich meine, Leute wer rechnet mit einem stillen Alarm, wenn man Hasen befreit?
Die Uni unserer Stadt schon, ich nicht.
Und was glaubt ihr, durfte ich täglich einer intensiven Reinigung unterziehen?
Richtig, die Hasenauffangstation. Das Ergebnis dieser richterlich angeordneten Resozialisierung ist: Ich mag keine Hasen mehr. 
Ich befreie keine Hasen mehr, ich esse keine Hasen mehr, ich kaufe keine Hasen, ich male keine Hasen, ich bastel` keine Hasen, einfach nichts. Für mich existieren Hasen nicht mehr.
Ich hatte mal eine Freundin, die hatte einen von diesen nicht existierenden Hasen.
Der hieß Bubi, ich mochte Bubi nicht, Bubi mochte mich nicht, Freundin mochte mich nicht. Freundin weg.
Aber weiter zum Gardinenprojekt. Mit entsprechendem Abstand folgte ich meiner Frau in die
Gardinen Abteilung.
Und da war er schon, der Satz vor dem ich mich so fürchtete.
„Fred! Guck mal, ist das nicht schön?“
„Hmm ja ,schön.“
„Jetzt guck doch mal richtig.“
„Ich guck doch richtig.“
„Nein tust du nicht.“
Was soll ich da tun? Egal wie ich die Gardine anstarre es ist verkehrt,
Soll ich die Gardine hypnotisieren?
Soll ich mich mit der Gardine geistig verschmelzen?
Es geht ja noch weiter
„Weißte was, mir reicht es, beim nächsten Mal gehe ich die Gardinen alleine kaufen!“
Oh, Oh das ist dann so der Punkt, wo ich entweder beruhigend und schuldbewusst auf meine Frau einrede
oder ich sage „ kauf deine Gardinen alleine,“ was aber ein fataler Fehler wäre.
Ich muss ihr das Gefühl vermitteln ‚ICH BIN SCHULD’ und ‚ja Gardinenkauf ist das interessanteste und erotischste was wir in letzter Zeit zusammen gemacht haben’.
Dann beruhigt sich die Situation wieder. Im Laufe der Jahre entwickelt man so eine
‚Ich bin Schuldig Strategie’ die auch sofort, blitzschnell
aus den unendlichen Weiten meines Innersten abgerufen werden kann.
Ich bin ja normalerweise rebellisch aber in der Gardinenabteilung meines Baumarktes will ich kein Aufsehen erregen.
Ich gehe also näher an die Gardine ran, meine Frau packt meinen Arm und sagt:
„Fühl mal wie toll sich der Stoff anfühlt.“
Und während ich den Stoff innig streichel und gleichzeitig hypnotisiere, das muß mir erst mal einer nachmachen ,sehe ich aus dem Blickwinkel meinen Nachbarn.
Das Unvermeidliche musste kommen,
„Hey Fred, was machst du denn da“? und grinst mich dabei blöde an.
Nicht so ein bisschen blöde, ich meine so richtig blöde. Ich kenne diesen Blick!
Dieser Blick und das Grinsen sprechen mit mir: „Ich hab dich, ich werde viel Spaß mit dir haben, du bist fällig, du wirst nie mehr in deinen Leben glücklich werden.“
Und während ich mich gerade mit meiner Niederlage abfinden will
höre ich meine Frau sagen:
„Hallo Karl, komm mal her. Was meinst du dazu!?“ und hält ihm das andere Ende der Gardine hin. Und so standen wir beide da, hielten die Gardine gegen das Licht, vom Licht weg hielten sie hoch, hielten sie runter, hielten sie quer.
„Und Karl?“ hörte ich meine Frau weiter sagen, “was sagst du dazu?“
Und da war sie meine spirituelle Erfahrung
Ich hörte Karl sagen: „Die Gardine ist schön. "! 
Meine Frau sah mich verstohlen an und zwinkerte mir zu
und fragte noch mal:
„Meinst du wirklich Karl?“
„Ja, die ist wirklich schön und passt gut in euer Wohnzimmer, echt toll!“
Bingo !!
Ups , dachte ich, habe ich da etwas verpasst ? Ist Karl jetzt Raumausstatter?
Ein Spezialist für Interieur?
Die Gardinen habe ich dann tatsächlich liebevoll aufgehängt und sie sehen schön aus .
Und ich bin zu dem Entschluss gekommen:
Gardinen sind toll, Karl ist ein Arsch, meine Frau ist toll 
und dass es nicht weh tut
mal über seinen eigenen Schatten zu springen, sich Neuem zu öffnen,
mal seine eigenen Bedürfnisse zurückzustellen und vor allem nicht über die Wichtigkeit
scheinbar banaler Dinge zu urteilen, die anderen Menschen wichtig erscheinen.
Und ich fange an, wieder Hasen zu mögen.