Seit Jahren krebsen de Düsseldorfer TV-Sitzungen nur noch herum. Doch nicht nur wir scheinen Probleme zu haben wenn die ollen Kölner im letzten Jahr schon Comedians auf die Bühne ließen. In Düsseldorf scheint jetzt ein Umbruch bevorzustehen:
Karnevals-Basis kritisiert TV-Sitzungs-Programm
Das große Düsseldorfer Narrenschiff steuert einem heftigen Unwetter entgegen. Denn an der Basis tobt der Sturm der Entrüstung. Wie konnte es zu einem derart schwachen Programm der WDR-Sitzung kommen? Das fragen viele Narren, die in Vereinen ihre eigene Form des Karnevals präsentieren. Sie fordern: mehr Frische, mehr Qualität, mehr Talente.
Guten Nachwuchs gebe es zweifellos, betont Joachim Erwin. Der Oberbürgermeister besucht in dieser Session rund 80 Veranstaltungen, hat Termine, die ein breites Spektrum abdecken: Das reicht vom Lackschuh-Karneval bis zum Kinderkostüm-Fest. Die Landeshauptstadt habe "tolle Gruppen" wie die Tanzgarde der Katholischen Jugend, sagt Erwin, der Mitglied der Ehrengarde ist. Für den OB ist klar: Solchen Gruppen sollte man in einer TV-Sitzung eine Chance geben.
An der Basis brodelt" s gewaltig. Da zeigte die Tanzgarde aus Esslingen die weitaus beste Leistung am vergangenen Freitag - das sprach für sich. Statt dessen hätte man aber auch eine ambitionierte Gruppe mit Lokalkolorit aus Düsseldorf präsentieren können, betonen Vereinsvertreter.
Düsseldorf, eine Hochburg des Karnevals, müsse sich im Wettbewerb mit den Städten Köln und Mainz ohnehin besser positionieren, fordern Marketing-Experten. Jahr für Jahr gebe es in der Session einen Umsatz in satter zweistelliger Millionen-Höhe. Der Karneval als Turbo für die lokale Gastronomie - deshalb sei es wichtig, die Stärken gerade bei TV-Sitzungen zu präsentieren. Günther Pagalies ist der Mann, der als Präsident beim CC hinter und vor den Kulissen die Regie führt. Der Chef, der sich derzeit von einer Bypass-Operation erholt und noch im Krankenhaus liegt, bestimme zu "95 Prozent", wer auf die Bühne darf und wer nicht, heißt es.
Zu den festen Größen gehört Jürgen Hilger-Höltgen, der Ex-Hoppeditz. Er hatte als Bergischer Löwe über Leute gesprochen, die "Kröten in Luxemburg haben". Dann machte er eine kurze Pause und begrüßte OB Erwin. Fehltritt oder grenzenlose Narrenfreiheit? CC-Geschäftsführer Jürgen Rieck soll Hilger-Höltgen zusammmengefaltet haben. Der Ex-Hoppeditz verteidigte gestern im Gespräch mit dieser Zeitung diese Passage. "Wenn dies schon verboten ist, dann muss man nicht mehr über Inhalte reden. Dann kann man ganz einfach abfeiern - und mehr nicht."
Gestern Abend tagte der Vorstand des CC. An der Sitzung nahm auch Hilger-Höltgen teil. Der will am kommenden Freitag als Schneider Wibbel mit einer anderen Rede auftreten. "Der Bergische Löwe ist allerdings viel bissiger", betont er.
Aus dem Kreis des CC verlautete gestern, dass das ARD-Programm auf jeden Fall mehr Qualität bieten werde als das Angebot bei der WDR-Sitzung. Günther Pagalies hat sich bereits eine Video-Aufzeichnung vom vergangenen Freitag angesehen. Er soll nicht restlos begeistert gewesen sein, heißt es.
An der Basis mehren sich aber die Stimmen, die ein neues "Programm-Komitee" fordern. Dass der Düsseldorfer Karneval eben viel mehr als platte Witze zu bieten hat, steht für die heimischen Vereine außer Frage.