Mein Problem: Ich soll zu viele Quellen genutzt haben. Es wurde bei der ganzen Lithanei bzgl. des Themas kein Wort von "Plagiat" gesprochen, sondern lediglich angemerkt, dass ich die Arbeit nicht verfasst haben könnte - im Sinne: Zu viele Quellen, kann man nicht lesen, unmöglich als Student - zumal im gleichen Zeitraum noch eine zweite umfangreiche Arbeit bei einem anderen Dozenten abgegeben wurde.
Ausführliche Beschreibungen über die Vorgehensweise: Ignoriert!
Ausführliche Beschreibungen über die Herkunft der Literatur: Ignoriert!
Ausführliche Beschreibung über die Chancen von Google Books (schnelle & effiziente Recherche sowie Nutzung von oftmals schwer zugänglichen Titeln: Ignoriert!
Das größte Problem: Der Status meines Dozenten. Ich werde diesen hier jetzt nicht veröffentlichen, aber es handelt sich um ein hochrangiges Mitglied der Uni. Wer aus der Uni würde sich schon gegen ihn aussprechen? Wer glaubt einem Studenten seine Unschuld, wenn der erfahrene, langjährige & für die Universität so wichtige Mensch sagt, dass es einfach nicht möglich sei so etwas abzugeben? Blöderweise sind es ja schließlich keine Behauptungen bzgl. eines Plagiats oder Copy + Paste aus dem Internet. Das wäre meines Erachtens ja an Tatsachen zu klären: Gibt es Stellen, die kopiert wurden? Wie viele liegen ohne Quelle woanders vor? Ist die Arbeit in Teilen schon veröffentlicht gewesen? Das alles kann ich negieren, da faktisch alle meine geschriebenen Absätze mit Fußnoten enden. Habe mir angewöhnt, möglichst alles zu zitieren, da ich persönlich einfach nicht möchte, dass mir Plagiate zugeschrieben werden. Entsprechend kommen einige Arbeiten dann leider auch in die Richtung "Namedropping".
Welche Dinge soll ich zitieren? Muss ich einen im Fach bekannten Begriff wie bspw. homo sociologicus von Ralf Dahrendorf zitieren oder zählt es als bekannter Begriff? Wo fängt ein Plagiat an und wo endet die allgemeine Nutzung von Begriffen?
Ich habe einst z.B. eine Arbeit über "geschlechterstereotypische Segregation" im Berufsleben verfasst. Diesen Begriff hatte ich so noch nie irgendwo gelesen und mir selbst erdacht. Müsste jetzt jemand, der eine ähnliche Idee hat, diesen Ausdruck zitieren (mal angenommen meine Arbeit wäre veröffentlicht worden) oder ist das nicht zitierungswürdig? Es fehlen hierbei einfach die Richtlinien. Ähnlich wie bei der Frage: Was mache ich mit einem direkten Zitat in einer Sekundärliteratur. Soll die Originalquelle genannt werden oder die Sekundärliteratur. Oder beides?
Zurück zu meiner Problematik: Plagiat wird mir nicht vorgeworfen, sondern die Nicht-Erstellung meiner Arbeit. Wo kann das an Fakten festgemacht werden? Es wirkt vielmehr als Möglichkeit ohne Beweise Täuschungsversuche durchzusetzen! Wenn zwar mit Begründung aber ohne Beweise eine Arbeit als Täuschungsversuch deklariert werden kann, ist es für mich kein demokratisches System, sondern erinnert auf Grund von Willkür und gezeigtem Caesarismus (Daumen hoch, Daumen runter) an ein diktatorisches System, indem gewisse Personen Ihre Interessen durchsetzen können ohne dass ihnen Grenzen gesetzt sind. Und dadurch ist es möglich, dass Studenten zu Ghostwritern ihrer selbst werden.
Dazu kommt noch, dass die geschlossenen Systeme der Universitäten wohl auch durch die außenstehende Judikative nicht gebrochen werden. Denn irgendwo hate ich letztens gesehen, dass vllt. 2 % von derartigen Fällen überhaupt geführt werden...
Insofern liegen hier eindeutige Misstände vor, die aufgedeckt und angegangen werden müssen. Es geht dabei nicht darum, irgendwelchen Plagiierern Tür und Tor zu öffnen, sondern Gerechtigkeit und Demokratie in die Universitäten zu bringen. Außerdem müssen zwingend klare Regeln her, die auch und insbesondere durch die Universitäten auch vermittelt werden müssen. Ich kenne BWL-Studenten, die bis zur BA-Arbeit KEINE Hausarbeit schreiben müssen. Ich kenne andere Studenten auch von geisteswissenschaftlichen Fächern, bei denen es ähnlich war und die deswegen in der BA-Arbeit fast keine Zitate genutzt hatten und folgerichtig erneut eine Arbeit schreiben mussten.
Meine erste Arbeit war in Retroperspektive auch ziemlich scheiße. Doch mit jeder Arbeit wurde nicht nur der Stil, die Zitierung etc. besser, sondern es wuchs auch die Erfahrung im Umgang mit der Literaturrecherche, der Formatierung etc. Entsprechend ist es für Studenten unumgänglich Hausarbeiten schreiben zu müssen, um die wissenschaftliche Arbeit zu lernen. Denn anders geht es nicht. Dazu im ersten Semester ein Kurs wie das geht und vieles würde sich bessern.
PS: War Schavans Doktorarbeit nicht auch ihre erste Arbeit?