Ich fand die Entwürfe wenig beeindruckend. Nicht ganz so kindisch wie die Fantastereien der ersten Ausschreibung, wo zum Teil der ganze Platz aus Plexiglas und Leuchtdisplays gefertigt werden sollte, aber trotzdem irgendwie unpassend.
Es waren also drei Platzgestaltungsgruppen von teilweise wohl recht namhaften Architekturbüros mit Vorschlägen vertreten.
Alle drei reduzierten die Anzahl der Gleise vor dem Bahnhof schonmal auf 3 (ein Gleis in Nordrichtung soll wegfallen). Bei irritierten Nachfragen wurde hier auf die Wettbewerbsvorgabgen verwiesen, die es den Architekten erlaubten, auf ein Gleis zu verzichten.
Die Umformungen, welcher Baum wohin gestellt werden soll etc sind etwas schwer zu beschreiben, da kommen später evtl noch paar Bilder wenn RP Online das nicht macht. Einige charakteristische Elemente waren aber:
1. Team: Wasserbecken und Wasserschleier auf dem Vorplatz, Lichtdächer in den Überdachungen der Gleise, 14 mindestens 6m hohe Lichtstelen sowie eine noch größere Videoleinwand (nicht sicher, ob die wirklich ernstgemeint war). Dazu Kirschbäume.
2. Team: Rechteckige Verkaufsstände mit gigantischen Displays oben drauf (auf allen 4 Kanten), dazu noch Display-Stelen, die die genaue Breite der Zwischenräume zwischen den Gleisen füllen und wohl mehr als 3 Stockwerke hoch sein sollen, also genauso hoch wie das Bahnhofs-Hauptgebäude.
3. Team: Platzgestalterisch will man sich hier auf Grundprinzipien des alten Bahnhofs rund um 1900 besinnen, die Sicht soll direkt beim Verlassen des Bahnhofs in alle Strassen frei sein. Geschmückt wird das Bild von Baumreihen. Die Gleise sollen von senkrechten Wänden mit waagerecht aufliegenden platten Decken überdacht werden.
Auf Nachfrage von einem Kumpel von mir, ob das nicht ziemlich grob nach 60er Jahren aussähe und die Erscheinung des klobigen Formats der Bahnhofsfassade weiter verstärke verwiesen die Architekten auf ihren bekannten Stil und ihre klare Linienführung, die sich an der klassischen Moderne orientiere (gefolgt von der Nennung einiger unumstrittener Meister des Handwerks, denen sie damit folgten).
Jene Architekten sahen vor allem die Diffusität des heutigen Platzes als Angriffspunkt: "Wenn ich mich auf dem Platz orientieren will und [zur Ruhe kommen will] um einen Fahrplan wahrzunehmen, dann gelingt mir das gar nicht weil ich so reizüberflutet bin."
Ich bin kein Diplomdesigner, aber ich maße mir trotzdem mal ein Urteil an. Ich finde die Architekten haben hier wieder an einigen Stellen Design über Pragmatismus gestellt bzw. nicht immer die richtigen Gewichtungen für diese Verkehrsdrehscheibe gesetzt.
Undurchsichtige Wände (in Form der klotzigen Dachwände) zwischen den Gleisen beschränken die Übersicht über die Gleise, so daß ich nicht erkennen kann welche Linie (insbesondere bei der Bushaltestelle) grade woanders einfährt.
Riesige Display-Stelen zwischen den Gleisen können dazu führen daß ich eine Bahn nicht rechzeitig sehe, die gleich zwischen den Displays hervorschiesst.
Bei den ganzen Displays und Wasseranlagen wäre vielleicht auch noch anzumerken, daß die vielleicht ein ganz klein wenig teuer werden könnten.
Vielleicht fehlt mir auch nur die Phantasie, die präsentierten Computergraphiken in der Realität vorzustellen wo sie womöglich viel positiver wirken. Will ich nicht ausschließen.