Längste Theke in Dreier-Reihe
Gottschalk hat seine Wette verloren, demnächst zieht er als Nikolaus ins Freudenhaus. Und auch die Frau des Kanzlers erwischte es: Weil sie ihre Saalwette ebenfalls nicht gewinnen konnte, verabschiedete Thommy die zierliche Blonde noch während der Show in die Kälte. Doris Schröder-Köpf musste auf der Kö unter den 60.000 Glühwein ausschenken.
Die Düsseldorfer brauchen die Kölner nicht. Keine 15 Köbesse, die - wie von RP-Lesern im Wettfieber vorgeschlagen - hoch oben auf dem Rheinturm die Lobeshymne auf den Nachbarn im Süden singen. Auch nicht das Kölner Dreigestirn, das im Düsseldorfer Ornat sülzt: "Ja sind wir im Wald hier, wo bleibt unser Altbier, wir haben in Düsseldorf die längste Theke der Welt" - die 60.000 Verrückten, die auf der Einkaufsmeile ein völlig neues Wir-Gefühl aus dem Hut zauberten, schmetterten das Traditionslied selbst.
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Es waren, inkognito, auch Kölner dabei. Und Essener: Carola und Armin Kalkhoff z.B. hatte es vor der WDR-Bühne die Sprache verschlagen: In die Altstadt waren sie gefahren, "weil wir so gerne Schweinebrötchen essen". Auf der Kö kamen sie aus dem Staunen über die seltsame Düsseldorfer Bürgerbewegung dann nicht mehr heraus.
"Wetten, dass die Düsseldorfer es nicht schaffen, ihre längste Theke der Welt während der Sendung auf der Königsallee selbst aufzubauen!" Gottschalk, der nach dem Erfolg seiner Bayern-Kicker über die Dortmunder als Trainings-Wunderwaffe nun doch nicht in die Fußballschuhe steigen muss, Gottschalk kennt die Düsseldorfer nicht, die haben dem schwadronierenden Gummibärchen-Esser das Gegenteil jetzt dreimal bewiesen. Hätten sie ihre Tische nicht in der Kürze von 640 Metern in Zweierund Dreier-Reihen aufstellen müssen - ihre Theke hätte bis kurz vor Köln gereicht.
Was war das, zu später Stunde bei drei Grad über Null? Karneval im Herbst? Düsseldorfer Selbstwert-Demo im milden Glanz der extra angeknipsten Weihnachtsbeleuchtung? Trotzige Volksabstimmung, während es sich die anderen im warmen Saal gemütlich machen durften? Von allem etwas, in der Summe aber auf jeden Fall etwas Eigenes. Mit Wetten, dass? - der Glamour-Show mit Lagerfeld, Hunziker, Becker, Sander und Mittermeier - hatten die im Sternmarsch angerückten Trupps von Bügelbrett-, Küchen-, Wickel-, Ess- und Stehtisch-Trägern nichts am Hut. Eher mit ihrem Wettpaten Heino, der - vom Stolz gerührt - am liebsten jeden in die Arme genommen hätte.
Immerhin, zu einem "Respekt, Düsseldorf" sah sich die blonde Supernase kurz vor elf doch noch in der Lage - als nämlich die Zahl der Thekensteher auf der Kö in die Sendung gemeldet worden war.
Kneipenwirt Ferry Weber aus Unterrath schenkte 40 Liter Diebels - Freibier natürlich - aus. Goldschmied Norbert Ferkinghoff aus der Citadellstraße hatte einen schönen, alten Beistelltisch aus dem Keller geholt, ein Teelicht draufgesetzt und seine Frau um ein paar leckere Dröppke losgeschickt. Ute Meisenbacher aus Düsseltal schwatzte dem Nachbarn ein nettes Tischchen ab und richtete es gemeinsam mit den Töchtern Carla und Alina her - mit der selbstgemachten Decke, mit Herbstblättern von der Kö, dem Windlicht aus schönem roten Glas, einem alten Korkenzieher und einem roten Spanier, Jahrgang " 97.
Schluss war dann noch lange nicht: Als auf der Kö wieder eingepackt werden musste, stellten etliche ihre Möbel in den Seitenstraßen auf - und machten noch ein wenig weiter.