Beim Deichbau historisches Plattbodenschiff gefunden
Während der archäologischen Untersuchungen an den frühneuzeitlichen Festungsanlagen im Zuge der Deicherneuerung am Herbert-Eulenberg-Weg wurden in Kaiserswerth Reste von Uferbefestigungen und ein hölzernes Schiff entdeckt. Das Wrack liegt am Ufer des ehemaligen Festungsgrabens, dicht an den Trümmern des gesprengten Batardeaus. Es war schon etwa zwei Meter tief mit Hochflutsedimenten zugeschwemmt, als darüber eine Uferbefestigung mit Holzpfählen erfolgte. Damit ist erstmals der archäologische Nachweis einer Hafenanlage an dieser Stelle erbracht.
Holz sehr gut erhalten
Nach den bisherigen Erkenntnissen handelt es sich um ein Plattbodenschiff von mindestens 15 Metern Länge und etwa drei Metern Breite. Es ist nach der Zerstörung der Festung (1702) gesunken, aber vor Errichtung der Uferbefestigungen. Die Bestimmung der Erbauungszeit und eine genauere Einordnung des Schiffstyps kann erst erfolgen, wenn die Freilegung weiter fortgeschritten ist. Zurzeit gehen die Fachleute von einer guten bis sehr guten Holzerhaltung aus, so dass die vollständige Bergung und Erhaltung des Fundes möglich wäre.
Die Ausgrabung des Schiffes gestaltet sich schwierig, weil es über sieben Meter unter der heutigen Geländeoberfläche liegt. Eindringendes Grundwasser, dessen Höhe vom Rheinpegel abhängt, schafft zusätzliche technische Probleme.
Fachgerecht zwischenlagern
In der Deichbaustelle wird das rund um das gefundene Schiff eingedrungene Wasser abgepumpt. Danach wird das Schiff freigelegt, vermessen, dokumentiert und anschließend geborgen. Die geborgenen Teile werden anschließend fachgerecht zwischengelagert. Danach kann in Ruhe über den Verbleib entschieden werden. Fachleute aus dem Schifffahrtsmuseum Bremerhaven haben vor Ort bereits Hinweise zur Bergung und Konservierung gegeben. "Bis zum 13. September müssen aber alle Arbeiten abgeschlossen sein", erklärte Dr. Claus-Henning Rolfs, Leiter des Stadtentwässerungsbetriebes, jetzt bei der Vorstellung des Fundes vor der Presse, "denn dann müssen die Arbeiten weiterlaufen, um den Deich rechtzeitig vor der nächsten Hochwassersaison fertig stellen zu können."
Für Dr. Helmut Luley vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege ist das auf die Zeit 17./18. Jahrhundert datierte Schiff eine echte Rarität. "Das Schiff ist in gutem Zustand und wir erhoffen uns auch durch die Funde aus dem Umfeld viele Aufschlüsse aus dieser Zeit." Mit dem Schiffsfund ist neben der alten Mündung des Kittelbaches wahrscheinlich auch der Fund eines alten Hafens in Kaiserswerth gelungen. Solche kleineren Schiffe dienten in erster Linie dazu, großen Schiffen die Weiterfahrt über den mit Kiesschwellen durchsetzten Rhein zu ermöglichen, indem die Ladung geleichtert wurde. Diese kleinen, aber massiven Schiffe hatten eine große Ladekapazität. Vornehmlich wurden wohl damit Wein, Steine und Kalk transportiert, aber auch eine militärische Nutzung ist nicht ausgeschlossen.
Jeder Schiffsfund liefert wichtige neue Erkenntnisse zur Geschichte der Binnenschifffahrt und zur Technikgeschichte. Mittelalterliche und frühneuzeitliche Schiffstypen sind hauptsächlich aus schriftlicher Überlieferung und wenigen, nicht immer zuverlässigen bildlichen Darstellungen bekannt. Wie diese Schiffe tatsächlich aussahen, wie sie gebaut waren oder wie Reparaturen ausgeführt wurden, kann im Detail nur anhand archäologischer Funde erforscht werden. Schiffsfunde sind eine große archäologische Rarität: in den letzten 20 Jahren wurden am deutschen Niederrhein nur in Köln (2003) und in Düsseldorf (1990er-Jahre) frühneuzeitliche Schiffsreste ausgegraben.
Schon mächtige Mauern gefunden
Bei den Aushubarbeiten für den Deich waren vor einigen Wochen bereits mehrere mächtige Mauerstücke freigelegt worden. Diese Mauerstücke sind die Reste einer von Norden nach Süden, parallel zum Rhein verlaufenden Mauer, die in sechs jeweils etwa fünf bis acht Meter lange Mauerstücke zerbrochen ist. Der Befund lässt auf eine 40 Meter lange, sechs Meter breite und mindestens vier Meter hohe Backsteinmauer schließen, die auf der Rheinseite mit regelmäßig angeordneten Basalten verstärkt war, die gleichzeitig eine dekorative Wirkung hatten. Erbaut wurde die Mauer wohl im Zuge des Ausbaus des Grabens und der Außenwerke um 1650. Die Zerstörung erfolgte wahrscheinlich während der überlieferten Sprengung großer Teile der Festung im spanischen Erbfolgekrieg 1702. Die mächtigen Mauerreste verbleiben an ihrem Fundort, so wurde mittlerweile entschieden, und der Deich wird darüber neu errichtet.
Am Herbert-Eulenberg-Weg erneuert die Stadt Düsseldorf mit einem Aufwand von 3,3 Millionen Euro den alten Deich von Grund auf. Bis Anfang 2010 soll das Projekt abgeschlossen sein. Die Arbeiten sind erforderlich, da der 650 Meter lange alte Deich nicht mehr den heutigen Ansprüchen an ein sicheres Hochwasserschutzbauwerk genügt. Mängel weist er zum einen wegen seiner nicht ausreichenden Höhe auf - er wird deshalb um 50 Zentimeter höher gebaut, zum anderen ist das Erdreich nicht ausreichend verdichtet.